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Gesicht zeigen, gegen den Ungeist

Für eine bunte, tolerante, weltoffene und vielfältige Gesellschaft und als lebendigen Erinnerungweg für die Opfer der Todesmärsche und des Euthanasieprogramms hatte das Lebenshilfewerk Weimar/Apolda im Kulturstadtjahr das Projekt "1000 Buchen" ins Leben gerufen. | Foto: pixabay.de/Gordon Johnson
  • Für eine bunte, tolerante, weltoffene und vielfältige Gesellschaft und als lebendigen Erinnerungweg für die Opfer der Todesmärsche und des Euthanasieprogramms hatte das Lebenshilfewerk Weimar/Apolda im Kulturstadtjahr das Projekt "1000 Buchen" ins Leben gerufen.
  • Foto: pixabay.de/Gordon Johnson
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Nach der erneuten Zerstörung von Gedenkbäumen nahe dem einstigen Konzentrationslager Buchenwald hat Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) angekündigt, seinen Urlaub in Südtirol zu unterbrechen. Ramelow wolle „Gesicht zeigen gegen den braunen Ungeist“, so ein Sprecher der Thüringer Staatskanzlei. Er werde am Sonntag in Weimar an einer Gedenkveranstaltung für nach Auschwitz deportierte jüdische Kinder teilnehmen.

Die Staatsanwaltschaft Erfurt teilte unterdessen mit, sie habe wegen der abgesägten Bäume ein Ermittlungsverfahren wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung eingeleitet. Unweit des ehemaligen Konzentrationslagers hatten Unbekannte am letzten Wochenende erneut zwei Gedenkbäume zerstört. Bereits vergangene Woche waren sieben der Bäume an der Bahntrasse zwischen Weimar und dem Bahnhof Buchenwald mutwillig gefällt worden.

"Auf einen zerstörten Baum zwei neue – auf jede feige Tat doppeltes Hinsehen", so der Ministerpräsident. Neben Ramelow kündigte auch der Fußball-Bundesligist Schalke 04 an, sich an der Neupflanzung zu beteiligen. Am Sonntag wird der Linke-Politiker am 15-jährigen Bestehen der Initiative „Gedenkweg Buchenwaldbahn“ teilnehmen. Bei dem Erinnerungsprojekt werden seit 2007 entlang der früheren Bahntrasse, über die die Häftlingstransporte ab 1944 liefen, mit Opfer-Namen versehene Steine abgelegt, sagte Initiator Heiko Clajus.


"Auf einen zerstörten Baum zwei neue – auf jede feige Tat doppeltes Hinsehen"

Die Stadt Weimar hat eine Belohnung von 10 000 Euro zur Ergreifung der Täter ausgelobt. Ein Landschaftsgärtner versuchte inzwischen die Bäume zu retten, indem er sie mit einem Lehmverband versah. Einer der sieben abgesägten Bäume erinnerte an das Schicksal der im Konzentrationslager ermordeten Kinder. Die anderen seien seit 2015 von Hinterbliebenen und Freunden einzelner Häftlinge gepflanzt worden.
Das Internationale Auschwitz Komitee verurteilte die Tat. Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager empfänden «diese hasserfüllte und kalkulierte Machtdemonstration von Neonazis als direkten Angriff gegen alle in den Lagern ermordeten Menschen». Derartige Attacken seien «auch ein Resultat der erinnerungspolitischen Wende, zu der Rechtsextreme in der AfD immer wieder aufrufen», erklärte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner.

Die Erinnerungsbäume sind Teil des Gedenkprojektes «1000 Buchen», bei dem seit 1999 entlang der Route des Todesmarschs von Buchenwald ins bayerische KZ Flossenbürg Bäume zur Erinnerung an Häftlinge oder Opfergruppen gepflanzt werden können.

Das Konzentrationslager Buchenwald wurde zwischen 1937 und 1945 als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. 280 000 Menschen wurden hier unter unmenschlichen Bedingungen gequält und gefoltert. Rund 56 000 Gefangene starben an Hunger, Erschöpfung oder wurden ermordet.

(epd/red)

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