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Aufruf von Landesbischof Friedrich Kramer
Gewaltverzicht bei Corona-Protesten

Erfurt (epd). Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer hat vor dem Hintergrund der andauernden Corona-Proteste zum Gewaltverzicht aufgerufen. „Mit Sorge sehen wir, dass legitimer Protest gegen staatliche Maßnahmen der Pandemiebekämpfung missbraucht wird“, sagte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Freitag in Erfurt. Manche Demonstrierende leisteten durch das Missachten von Vorsichtsregeln der Ausbreitung einer lebensbedrohlichen Krankheit Vorschub, Extremisten stachelten zur Gewaltausübung auf.

„Keine Gewalt“ - dieser Ruf friedlich Demonstrierender aus dem Herbst 1989 sei aktuell wieder dringlich. „Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut und wir sind dankbar für dieses Grundrecht“, erklärte der Bischof im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der gegenwärtigen bedrohlichen Situation mahne die Landeskirche zu Vernunft und Mäßigung. „Wir bitten alle Bürgerinnen und Bürger, sich entschieden von Extremismus und Gewalt zu distanzieren“, wandte er sich an die Menschen, die seit Wochen auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt auf die Straße gehen.

Ausdrücklich dankte Kramer der Polizei, die mit hohem persönlichem Einsatz den Rechtsstaat verteidige. Die mitteldeutsche Kirche stehe dafür, „dass unsere Gesellschaft unterschiedliche Meinungen aushält und Konflikte friedlich ausgetragen werden“, unterstrich der Theologe.

Wer sich an den Protesten beteilige, müsse genau hinschauen, mit wem er da marschiere. Das gelte auch für Mitarbeitende der Landeskirche. Kramer distanzierte nachdrücklich vom Auftritt des evangelischen Pfarrers Martin Michaelis bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen im südthüringischen Sonneberg Anfang Dezember. Es sei nach wie vor unklar, für wen der Theologe, der auch Vorsitzender des Thüringer Pfarrvereins ist, dort gesprochen habe.

Dieser Auftritt stehe in krassem Widerspruch zum Beschluss der Landessynode vom November „Impfen ist Nächstenliebe“. Die Prüfung des Vorfalls durch die Kirchenleitung laufe noch, auch weil Michaelis auf die Gesprächsangebote nicht reagiert habe. Sein bisheriges Agieren habe nach seiner Kenntnis im Pfarrverein zu großen Irritationen geführt, so Kramer.

Der Bischof, der trotz Immunisierung nach einem positiven Corona-Test der Herbst-Synode der EKM fernbleiben musste, stellte sich hinter deren Impf-Beschluss. „Impfen ist Nächstenliebe“ sei auf großen Bannern inzwischen an Kirchen etwa in Halle und Halberstadt aber auch am Erfurter Landeskirchenamt zu sehen.

Autor:

Online-Redaktion

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