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Ratsbericht zur EKD-Synode
Halt und Hoffnung

Foto: epd-bild/Heike Lyding

In ihrem Ratsbericht vor den 128 Synodalen in Ulm hatte die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus betont, dass die Kirche sich verändern, reformieren und konzentrieren müsse.

Ulm (epd) - Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus rief die demokratischen Parteien zu einem gemäßigteren Ton in der Debatte über die Flüchtlingspolitik auf. Es werde von «Zahlen» gesprochen, die «runter müssen», als ginge es «um eine mittelschwere Matheaufgabe». «Wer von Migration redet, redet von Menschen», sagte sie in Ulm.

«In perfider sprachlicher Verdrehung wird aus den Ertrinkenden die Flut gemacht und aus den Schiffbrüchigen die Welle, die angeblich uns überschwemme», sagte sie in ihrem Bericht an die128 Mitglieder des Kirchenparlaments. Das Wort Migranten werde «beinahe unisono» mit den Adjektiven «illegal» oder «irregulär» verbunden, obwohl die Mehrheit von ihnen einen Schutzstatus erhalte. «Unbedacht oder auch bewusst grob» sei zudem suggeriert worden, Geflüchtete machten Einheimischen die Gesundheitsvorsorge streitig, sagte die westfälische Präses Kurschus, ohne CDU-Parteichef Friedrich Merz konkret zu nennen, dessen Äußerung zu mutmaßlichen Engpässen bei Zahnarztterminen wegen Flüchtlingen für Kritik gesorgt hatte.

Die Ratsvorsitzende betonte erneut, sie lasse sich «Barmherzigkeit nicht ausreden» und wehrte sich gegen den Vorwurf, die Kirche vertrete in der Flüchtlingspolitik einen naiven Idealismus. Man müsse ernst nehmen, wenn auch Hochengagierten in der Kirche bei der Aufnahme der Menschen Kraft und Mittel ausgingen. «Um ein Missverständnis auszuräumen: Ich bin keineswegs für eine unbegrenzte Zuwanderung, wohl aber gegen die Festlegung einer Obergrenze», sagte Kurschus. Eine solche wäre weder mit der deutschen Verfassung noch mit EU-Recht vereinbar.

Kurschus betonte erneut ihre Solidarität mit dem von der Terrororganisation Hamas angegriffenen Israel. Das Land habe nach dem grauenhaften Massaker das Recht, sich zu verteidigen und seine Bevölkerung zu schützen, sagte die Theologin. Das mindere in keiner Weise ihr Entsetzen über das Leid, das die Menschen im Gaza-Streifen erlebten, ergänzte die Theologin. Der Angriff der Hamas sei «ebenfalls ein Angriff auf die Palästinenserinnen und Palästinenser, christliche und muslimische, die sich für Frieden einsetzen» gewesen.

Angesichts des Mitgliederverlusts der Kirchen dringt Kurschus auf Nähe zu den Menschen. «Was wir sagen und wie wir es sagen, das sollte möglichst wenig institutionell daherkommen. Pausbäckige Verlautbarungen und kluge Richtigkeiten führen uns nicht weiter», ergänzte sie. Man müsse «hingehen, miteinander sprechen, die Sorgen teilen». Kurschus betonte, die Kirche müsse sich verändern, reformieren und konzentrieren.

Bei der Synode in Ulm werden am Dienstag die Ergebnisse der aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vorgestellt. Noch sind sie nicht öffentlich bekannt. Kurschus sagte, die Untersuchung zeige ernüchternd deutlich, dass das Vertrauen in Institutionen quer durch alle Bevölkerungsschichten sinke. Die mittlere Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen sei dabei die «anspruchsvollste Alterskohorte», sagte sie.

Es ist das sechste Mal seit 1972, dass die evangelische Kirche diese soziologische Studie über die Haltung zu Religion und Kirche in der Gesellschaft in Auftrag gegeben hat. Bei den Beratungen in Ulm ist eines der Hauptthemen, wie Christinnen und Christen selbst über ihren Glauben sprechen können und welche Handlungsaufträge sich daraus gesellschaftlich ableiten.

Autor:

Online-Redaktion

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