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Hausandacht neu entdeckt
Von Katja Schmidtke
Wir haben Bananenbrot gebacken, Bienenwachskerzen gerollt, Theaterstücke im Wohnzimmer aufgeführt und im Garten einen "Weihnachtsmarkt zu Hause" für uns aufgebaut. Kurzum: Wir haben in dieser Pandemie, die nun ins zweite Jahr geht, ziemlich viel selbst gemacht, uns neue Fertigkeiten beigebracht und sind in dieser kapitalistischen Welt ein Stück weit unserer Konsumenten-Rolle entwachsen. Aber es musste erst Weihnachten werden, bis wir entschieden: Wir feiern eine kleine Andacht selbst.
Ohne Frage: Die Online-Angebote der evangelischen Kirche sind vielfältig, zielgruppenspezifisch und seit März immer professioneller geworden. Im ersten Lockdown war ich selig damit. Aber mit der Zeit wuchs das Gefühl, zu einer Gottesdienst-Konsumentin zu werden. Selbst in den Präsenzveranstaltungen, die dann wieder möglich waren. Die Sehnsucht nach Liturgie und Gesang, nach Teilnahme, Ritualen und Verbundenheit war nicht völlig gestillt.
Es ist eine Chance dieser Zeit – auch wenn wir dazu dieses Virus wirklich nicht gebraucht hätten –, unsere Spiritualität neu oder wieder zu entdecken und zu zelebrieren. Mit Liedern, Psalmen und dem Vaterunser, mit Bibellese, aber auch mit Hausandachten, mit Gebeten, die unser Herz spricht, mit Posaunenmusik, die wir einfach so im Wohngebiet spielen.
In seiner Antrittsrede als Präsident der Vereinigten Staaten sagte John F. Kennedy: "Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt." Das lässt sich auf die Kirche übertragen. Auch indem wir selbst tätig werden, sind wir Kirche, reifen wir im Glauben und erleben das Priestertum aller Getauften nicht nur, sondern leben es.
Autor:Katja Schmidtke |
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