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"Hier sind wir wieder!"

Integriert: Ralf Gebauer wird auch zu den Treffen der EKM-Superintendenten eingeladen. Zur Videokonferenz schickte Propst Tobias Schüfer diesmal ein Verpflegungspaket.  | Foto: privat
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Zum Kirchenkreis Schmalkalden gehören 17 000 Gemeindeglieder mit 15 Pfarrerinnen und Pfarrern, die sich in 17 Kirchengemeinden an 32 Gottesdienstorten versammeln. Obwohl der Kirchenkreis im Gebiet der EKM liegt, gehört er zum Sprengel Hersfeld und damit zu einer anderen Landeskirche. Willi Wild sprach mit dem Leiter des Kirchenkreises, Dekan Ralf Gebauer, über den Sonderstatus.

Wieso gehört der Kirchenkreis Schmalkalden zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck?
Ralf Gebauer:
Der Kirchenkreis umfasst die alte Herrschaft Schmalkalden und ist genau genommen seit 1360 hessisches Gebiet.

Wie das?
Das war eine Doppelherrschaft, die der Landgraf von Hessen und der Henneberger Graf zunächst gemeinsam innehatten. Ab 1583 wurde die Herrschaft dann vollständig hessisch. In der Reformationszeit war Schmalkalden sogar die zweitgrößte Stadt Hessens, nach Kassel. Frankfurt war nie hessisch, sondern freie Reichsstadt.
Erst 1944, mit der Eingliederung in die preußische Provinz Sachsen, endete die Zugehörigkeit zu Hessen. Das bedeutete beispielsweise, dass die Handwerker bis dahin ihren Gesellenbrief bei der Handwerkskammer in Kassel abholen mussten.

Die Kirche blieb aber weiterhin hessisch?
Kirchlich hat sich das sogar in der DDR weiter gehalten. Erst 1972 musste Schmalkalden abgegeben werden. Allerdings hatten sich die Schmalkalder gegen den Willen der Bischöfe in Kassel und Eisenach einen Gaststatus ertrotzt, an Thüringen angegliedert, aber nicht eingegliedert zu werden.

Was bedeutete das?
So wurden die Gottesdienste weiterhin wie in Hessen gefeiert, und auch die finanzielle Unabhängigkeit konnte erhalten bleiben. In einer geheimen Zusatzabrede hieß es, dass bei Änderung der politischen Verhältnisse neu über die Zugehörigkeit Schmalkaldens zu entscheiden wäre.
Die Verbindung nach Hessen war immer sehr stark. Unmittelbar nach der Wende hat sich der Schmalkalder Dekan bei der Synode in Hofgeismar ein Grußwort erbeten, das sich in vier Worten zusammenfassen lässt: „Hier sind wir wieder!“

Was unterscheidet Ihren Kirchenkreis von denen der EKM?
Grundlegende Unterschiede gibt es nicht. Aber man merkt es an anderen Bezeichnungen. Wir haben keinen Gemeindekirchenrat, sondern einen Kirchenvorstand, und der Superintendent ist der Dekan. Und wir haben einen etwas anderen Gottesdienstablauf.
Die Kirchenmitgliedschaft ist in unserem Kirchenkreis noch selbstverständlicher als im Umland. Wir haben in den meisten Dörfern heute noch zwischen 60 und 75 Prozent Evangelische.

Worauf führen Sie das zurück?
Das hat mit der Anbindung an Hessen zu tun. Es war in der DDR auch eine Möglichkeit, sich eine gewisse Eigenständigkeit zu erhalten.

Haben Sie in Ihrer Landeskirche einen Exotenstatus?
Mein Amt hat manchmal so etwas von einem Außenminister (lacht). Wir werden schon immer als die Hessen in Thüringen wahrgenommen. Das merkt man aktuell bei den Corona-Verordnungen. Da müssen wir immer zwei-gleisig denken, weil in Thüringen ein anderes Kommunalrecht gilt.
Auch wenn klar ist, dass wir zu einer anderen Landeskirche gehören, sind der Kontakt und die Zusammenarbeit mit der EKM sehr intensiv. Für mich ist es eine große Bereicherung, weil ich die Entwicklung in beiden Landeskirchen erlebe. Man ist in diesen Zeiten gut beraten, voneinander zu lernen.

8 eksm.de

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Dekan Ralf Gebauer | Foto: eksm
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