Nachgefragt
Hoffnung behalten
Explosion in Beirut: Die Hilfsorganisation World Vision ist seit 1975 im Libanon aktiv. Aktuell ist Hilfe dort nötiger denn je. Hans Bederski, Leiter von World Vision im Libanon, erklärt im Gespräch mit Johannes Blöcher-Weil, was die Katastrophe für das Land und die Christen vor Ort bedeutet.
Was für ein Bild nehmen Sie beim Blick auf Beirut wahr?
Hans Bederski: Verwüstung und Entsetzen. Das war der Eindruck, als wir zum ersten Mal nach der Explosion durch das Hafengebiet und die Umgebung gefahren sind. Vier Tage nach der Explosion haben die Bewohner und viele Freiwillige mit den Aufräumarbeiten begonnen. Es bleiben beschädigte Gebäude und Ruinen, die das Stadtbild noch lange prägen werden, angesammelte Trümmerhaufen und viele Menschen mit Blessuren.
Wo ist jetzt der größte Bedarf an Hilfe?
Die Menschen brauchen Lebensmittel, Hygieneartikel, Schutz vor Corona und Baumaterialien. Wichtig ist auch eine gute Trauma-Beratung, denn der Schock der Explosion und Zerstörung weckt bei vielen tiefgreifende Erinnerungen an den Bürgerkrieg. Libanesen sind widerstandsfähig. Aber nach so vielen aufeinanderfolgenden Krisen innerhalb von acht Monaten brauchen sie Moral, um die Hoffnung nicht zu verlieren.
Wie organisieren sich die Christen in der Krise?
Solche Tragödien vereinen Christen, Sunniten und Schiiten, weil alle auf die eine oder andere Weise betroffen sind. Der Staat ist weitgehend hilflos und verfügt nicht über die notwendigen Ressourcen. Die Bürger sind auf sich selbst angewiesen und geben sich gegenseitig die Hand, um gemeinsam wieder Normalität zu schaffen. Kirchengemeinden spielen dabei eine große Rolle, um ihre Gemeindemitglieder zu mobilisieren und in ihrer Nachbarschaft bei den Räumungsarbeiten zu helfen.
Was sind die wichtigsten Schritte für die Zukunft?
Die Geschichte des Landes zeigt, dass Libanesen schon sämtliche Krisen überwunden haben. Es ist ein widerstandsfähiges Volk mit einer unheimlichen Überlebenskunst. Der wichtigste Schritt jetzt ist es, ihre Lebensgrundlage zu sichern. Das bringt Hoffnung für den Wiederaufbau, der bereits beginnt.
(Christliches Medienmagazin pro)
Autor:Online-Redaktion |
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