Extremismus

Josef Schuster zu AfD-Umfragewerten: «Hoffe, die Brandmauer hält»

Berlin (epd) - Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat sich besorgt über das Umfragehoch der AfD geäußert. Die Partei stehe derzeit bundesweit bei Werten, «die ich mir in meinen Albträumen nicht ausgemalt hätte und die mir ernsthaft Sorgen bereiten», sagte Schuster dem Internetportal «web.de» (Sonntag). Die AfD sei «in großen Teilen nationalistisch, rassistisch und völkisch» und verkörpere «ganz klar auch Nazi-Ideale». Sollte eine Partei wie die AfD jemals Teil einer Bundesregierung sein, «müsste man sich ernsthaft überlegen, ob jüdisches Leben in Deutschland noch möglich ist», sagte Schuster.

Die AfD erreicht in bundesweiten Umfragen derzeit mehr als 20 Prozent. Es dürfe seitens der demokratischen Parteien keine Zusammenarbeit, keine Absprachen und keine strategischen Überlegungen mit der AfD geben, sagte Schuster. Gerade auf kommunaler Ebene gebe es von allen Parteien, «nicht nur von der CDU, aber natürlich verstärkt von dort, bereits mehr davon, als ich es für richtig halte». Noch stellten sich viele Menschen hinter die Idee der «Brandmauer» zur AfD. «Die Vergangenheit lehrt uns leider, dass sich so etwas schnell ändern kann. Ich hoffe aber, dass die Brandmauer hält», sagte Schuster.

«Sollte eine Partei wie die AfD jemals Teil einer Bundesregierung sein, müsste man sich ernsthaft überlegen, ob jüdisches Leben in Deutschland noch möglich ist», warnte der Zentralratspräsident. Er erinnerte daran, dass die Schoa-Überlebende und Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, 2006 gesagt hatte, dass die Juden in Deutschland ihre Koffer endgültig ausgepackt hätten. «Damals war dieser Satz absolut korrekt», sagte Schuster. «Heute schaut der eine oder andere schon mal auf dem Dachboden nach, wo er den leeren Koffer verstaut hat, um ihn wieder griffbereit zu haben.»