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Ausverkauf: Im Rheinland wurde seit 2008 bereits jede zehnte Kirche entwidmet
Kirchen im Angebot

Foto: Foto:www.kirchenkreis-ballenstedt.de

Evangelische Kirchengemeinden müssen sich zunehmend mit der Schließung ungenutzter Kirchengebäude befassen. Das Problem leerstehender Gotteshäuser ist je nach Region unterschiedlich ausgeprägt, aber in fast allen Landeskirchen mussten schon Kirchen aufgegeben werden.
Experten erwarten, dass sich die Zahl ungenutzter Kirchen in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird. »Ich glaube, dass das Problem oft kleingeredet wird«, sagte die Karlsruher Architekturprofessorin Kerstin Gothe.
Vor allem im Rheinland und im Ruhrgebiet mussten viele Kirchen schließen. Nach Angaben der Evangelischen Kirche im Rheinland, der zweitgrößten evangelischen Landeskirche, wurden in den Jahren zwischen 2008 und Ende 2018 rund 150 Kirchen entwidmet – ungefähr jede zehnte. Das ist der absolute Spitzenwert in ganz Deutschland. Die mitgliederstärkste Kirche, die Landeskirche Hannover, musste seit 2002 insgesamt 19 Kirchen verkaufen, vermieten oder abreißen lassen. Damit belegt sie unter den westlichen Landeskirchen Platz zwei.
Auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) , in der mit rund 4 000 Kirchen über 20 Prozent aller protestantischen Kirchen in Deutschland stehen, werden 48 Gotteshäuser nicht mehr offiziell genutzt. Mit 37 sei der größte Teil der betroffenen Kirchen wegen Baufälligkeit gesperrt, sagte eine EKM-Sprecherin in Erfurt. Angesichts schrumpfender Mitgliederzahlen und der Betreuung von mehreren Kirchspielen durch einen Pfarrer werde allerdings inzwischen an vielen Orten über eine Umwidmung nachgedacht. Seit 1990 wurden aber erst zehn Kirchen auf EKM-Gebiet verkauft, hieß es aus dem Landeskirchenamt.
Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hat in den vergangenen zehn Jahren kaum Kirchen für eine andere Nutzung abgeben oder verkaufen müssen. Derzeit würden rund 1 200 Kirchen regelmäßig für Gottesdienste genutzt, sagte Landeskirchensprecher Matthias Oelke in Dresden. Dazu kämen einige Gemeindezentren sowie mehr als 300 Friedhofskapellen. Im Durchschnitt werde etwa alle zwei Jahre eine Kirche auf dem Gebiet der Landeskirche umgenutzt oder entwidmet. Die vorerst letzte zum Verkauf stehende Kirche sei vor vier Jahren in Heidenau (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) an einen privaten Nutzer abgegeben worden. Das Gebäude hatte nach dem Zweiten Weltkrieg als Interimslösung gedient, später als Zweitkirche.
In der Evangelischen Landeskirche Anhalts wurde in den vergangenen zehn Jahren nur eine baufällige, lange ungenutzte Kirche in Mägdesprung bei Harzgerode verkauft. Vorrangig werde aber versucht, die Kirchen, die nicht mehr genutzt werden, nach Möglichkeit zu sanieren und neue Nutzungsmöglichkeiten zu finden, so die Mitteilung aus dem Landeskirchenamt. Insgesamt verfügt die Landeskirche Anhalts derzeit über 212 Kirchengebäude. Kirchen zu verkaufen, sei kaum eine Option. Anfang der 1990er-Jahre seien einige Kirchen verkauft worden, wobei allerdings zum Teil schlechte Erfahrungen gemacht wurden. Bis zum Jahr 2000 wurden insgesamt neun Kirchen in Anhalt verkauft und entwidmet, sechs davon nach 1990.
(red/epd)

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Online-Redaktion

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