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Kleinstadt verloren
Von Benjamin Lassiwe
Die Zahl der Kirchenaus-tritte in Deutschland hat ein Rekordhoch erreicht. Bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland scheint das niemanden so wirklich zu stören. Zu diesem Eindruck kann man kommen, wenn man sich die Website und die Veröffentlichungen in diesen Tagen anschaut. Während so ziemlich alle anderen Landeskirchen auf die von der EKD veröffentlichten Zahlen reagieren und in Pressemitteilungen sowie – im Fall Hannovers – sogar mit einer Pressekonferenz Stellung beziehen, kommt aus Magdeburg und Erfurt: nichts.
Stattdessen weist man lieber auf Veranstaltungen zur „Sonnenwende und zum Johannistag“ hin. Es ist aber auch ärgerlich: Denn folgt man den EKD-Zahlen, hat die EKM in den letzten zwölf Monaten eine ganze Kleinstadt an Mitgliedern verloren.
Sollten diese Zahlen stimmen, hat die Landeskirche Stellung zu beziehen. Sollten sie indes nicht stimmen, wie man zuweilen aus Kirchenkreisen hört, hat das erst recht zu geschehen.
Denn ein Schweigen und ein "Weiter wie bisher" kann im Umgang mit den aktuellen Kirchenmitgliedszahlen ohnehin keine Lösung sein. Die Kirche sollte, nein, muss sich der Tatsache stellen. Gezielt muss um neue Mitglieder geworben werden, gezielt muss aber auch geguckt werden, was eigentlich falsch lief, dass so viele austreten.
Und dabei kann man sich durchaus ein Beispiel an den Corona-Maßnahmen der letzten Wochen nehmen: Wann haben sich Gemeinden zuletzt so intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sie ihre Mitglieder erreichen? Dieser Spirit, dieser Geist des Aufbruchs, sollte nicht ausschwingen. Den Kopf einfach nur in den Sand zu stecken, wäre jetzt der falsche Weg.
Autor:Online-Redaktion |
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