Kliniken wollen kooperieren
Kostendruck und Fachkräftemangel zwingen immer mehr Krankenhäuser zur Kooperation. Zwei christliche Träger in Halle wollen jetzt prüfen, wo sie medizinische Angebote zusammenlegen können. Auch die geplante Krankenhausreform spielt dabei eine Rolle.
Von Oliver Gierens
Bis zum Frühsommer 2024 wollen zwei christliche Krankenhäuser in Halle konkrete Pläne für eine engere Kooperation vereinbaren. Das katholische Klinikum St. Elisabeth und St. Barbara sowie das evangelische Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau werden dazu acht Projektgruppen einrichten. Diese sollen in den kommenden Monaten insbesondere medizinische, rechtliche und wirtschaftliche Fragen klären, teilten beide Krankenhausträger mit.
In den kommenden fünf Jahren werde das Problem des Fachkräftemangels weiter zunehmen, sagte Markus Füssel, Geschäftsführer des Martha-Maria-Krankenhauses. Die Generation der „Babyboomer“, also die Generation der ab Mitte der 1950er-Jahre Geborenen, gehe in den kommenden Jahren in Rente. Nachwuchskräfte seien nur schwer zu finden.
Weiter nannte er die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), deren Inhalte noch sehr unsicher seien, als Grund für die Kooperation. Auch gehe die Schere zwischen Kosten und Erlösen seit Jahren immer weiter aus-einander. Während auch in Zukunft hohe Tarifabschlüsse zu erwarten seien, stiegen die Erlöse für medizinische Leistungen nicht stark genug.
„Wir müssen vor die Welle kommen und die Veränderungen proaktiv gestalten“, sagte der Geschäftsführer des katholischen Elisabeth Vinzenz Verbundes in Berlin, Sven Ulrich Langner. Die kommenden Veränderungen wolle man aus einer Position der Stärke heraus gestalten, bevor andere Akteure wie die Politik über die Zukunft der Krankenhäuser entscheiden würden.
Dabei seien beide Häuser aufgrund ihrer christlichen Prägung „geborene Partner“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Diakoniewerks Martha-Maria aus Nürnberg, Hans-Martin Niethammer. „Wir betrachten jeden Menschen als Geschöpf Gottes, der Anrecht auf eine würdige Behandlung an Seele und Leib hat“, sagte er. Zudem gebe es bereits bestehende Kooperationen zwischen beiden Krankenhäusern, beispielsweise beim Onkologischen Zentrum, in der Chirurgie oder der Christlichen Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe als gemeinsamem Ausbildungszentrum.
Beide Häuser sehen sich auch in Zukunft als Schwerpunktversorger in der Region Halle, sagte Peter Pfeiffer, Geschäftsführer des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara. Die Kooperation solle nicht mit einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein. Dies habe man auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgeteilt. Aufgrund des Fachkräftemangels gehe es eher darum, Personal zu halten oder neu einzustellen, so Pfeiffer.
Das katholische Klinikum verfügt nach eigenen Angaben über 600 Betten und unterhält die größte Geburtsklinik in Sachsen-Anhalt. Es existiert seit 125 Jahren und gehört zum Elisabeth Vinzenz Verbund in Berlin, einer Gesellschaft mit bundesweit 13 Krankenhäusern. Träger des Krankenhauses Martha-Maria Halle-Dölau ist das Diakoniewerk Martha-Maria in Nürnberg, ein selbstständiges Werk in der Evangelisch-methodistischen Kirche. Das Haus hat nach eigenen Angaben mehr als 500 Betten. Beide Krankenhäuser verfügen über jeweils rund 1200 Mitarbeiter und haben beide rund 20 000 stationäre Patienten pro Jahr.
(epd)
Autor:Oliver Gierens |
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