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Die neue Präses
Liberal und charismatisch

Anna-Nicole Heinrich | Foto: epd-bild/Tino Lex

Mit 25 Jahren ist sie die jüngste Präses in der der Geschichte der EKD. Von ihrer Wahl sei sie selbst überrascht worden, sagte die Studentin Anna-Nicole Heinrich im Gespräch mit Franziska Hein und Karsten Frerichs.

Sie folgen auf die 79 Jahre alte ehemalige Spitzenpolitikerin Irmgard Schwaetzer. Sehen Sie das selbst als Zeichen der Verjüngung der Kirche?
Anna-Nicole Heinrich:
Nein. Ich habe zwar weniger als ein Drittel der Lebenserfahrung von Irmgard Schwaetzer. Ich hoffe aber, dass ich nicht auf das Jungsein reduziert werde. Meine Aufgabe ist es, die synodalen Anliegen in unsere Kirche einzubringen. Aber natürlich unterscheide ich mich in Sprache und Auftreten maßgeblich von meiner Vorgängerin. Wir sind zwei Kinder unterschiedlicher Generationen, und trotzdem verstehen wir uns gut.

Für welche Kirche stehen Sie?
Ich möchte eine offene, missionale Kirche repräsentieren, die sich hoffentlich nicht zu stark leiten lässt von politischen Positionierungen, jedoch immer wieder Bezug auf gesellschaftliche Themen nimmt.

Wie ist ihre persönliche Glaubenspraxis?
Theologisch würde ich mich als liberal bezeichnen, aber in meiner Glaubensausübung doch auch charismatisch.

Was sind für Sie die wichtigsten Themen der neuen Synodenperiode?
Ein wichtiges Thema sind die Zukunftsprozesse. Wir müssen das Paket, das die letzte Synode gepackt hat, jetzt aufnehmen und uns Ziele setzen. Wir müssen diese Prozesse mit den Erfahrungen der letzten Monate verbinden. Wir müssen die Pandemie-Zeit reflektieren, Gutes bewahren und die geistlichen und theologischen Herausforderungen in den Blick nehmen.

Ihre Vorgängerin hat dafür plädiert, Betroffene von Missbrauch zur Synode einzuladen. Wie sehen Sie das?
Eine umfassende Aufarbeitung sexualisierter Gewalt ist selbstverständlich nur unter Beteiligung der Betroffenen möglich. Wir wissen um die Fälle von Missbrauch in unserer Kirche und haben in den Diskussionen der letzten Tage gesehen, dass das ein bewegendes, sensibles und zugleich ein schwieriges Thema ist. Ein wichtiges Zeichen ist, dass wir als Synode, als kirchenleitendes Gremium nicht auf die Stimme der Betroffenen verzichten und ihre Interessen in den Mittelpunkt stellen. Anders wären wir nicht glaubwürdig.

Am Donnerstag startet der Ökumenische Kirchentag weitgehend digital. Werden Sie teilnehmen?
Ich habe für mich privat geplant, einige Veranstaltungen zu besuchen. Das sind aber keine offiziellen Termine als neue Präses.

Wie blicken Sie auf die Ökumene und die katholisch-evangelischen Beziehungen?
In der Ökumene müssen wir uns trauen, den Blick zu weiten. Auch die Zusammenarbeit mit den katholischen Geschwistern ist mir wichtig. Eine der ersten Gratulationsmails kam vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Ich hoffe auf ein gutes Miteinander, um gemeinsam zu zeigen, dass Kirche auf dem Weg und christlicher Glaube auch heute relevant ist.

Könnten Sie an einem konfessionellen Gottesdienst beim Kirchentag teilnehmen, welchen würden Sie sich denn aussuchen?
Ich würde den orthodoxen Gottesdienst besuchen, weil ich da am neugierigsten bin und bislang die wenigsten Berührungspunkte hatte.

(epd) 

Autor:

Online-Redaktion

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