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Muss Thema bleiben
Das bundesweite Portal des Betroffenennetzwerks „BeNe“ ist vergangene Woche an den Start gegangen. Menschen, die in einer evangelischen Landeskirche Missbrauch oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, können sich dort vernetzen.
Von Benjamin Lassiwe
Sie können sich austauschen, ohne dafür die Kirchen in Anspruch nehmen zu müssen. Und ohne mit der Institution Kontakt aufnehmen zu müssen, in der sie die schlimmsten Momente ihres Lebens erlebt haben.
Doch wichtige Projekte brauchen Öffentlichkeit. Wer nichts von „BeNe“ weiß, wird es auch nicht nutzen können. Deswegen wäre es wichtig, in jeder einzelnen Gemeinde darauf hinzuweisen. Denn wie sehr wichtige Informationen und wichtige Aufklärungsarbeit zum Missbrauch in der Kirche mittlerweile versanden, sah man erst kürzlich am Beispiel des Kinofilms „Die Kinder aus Korntal“. Nur in wenigen Kinos wurde er gezeigt – obwohl er eigentlich ein Pflichtprogramm für alle sein müsste, die sich in der Kirche und darüber hinaus in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren.
Und der Film ist nur ein Beispiel: Immer öfter scheint es so, als verlöre das Thema „Sexueller Missbrauch“ in der Öffentlichkeit an Bedeutung. Manche Menschen in den Kirchen mag das sogar freuen, weil man insgeheim vielleicht ganz froh ist, aus den ewigen schlechten Schlagzeilen zu kommen. Tatsächlich aber wäre das fatal. Denn je weniger Bedeutung das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung hat, desto weniger Gewicht läge künftig auf der Aufarbeitung und Prävention. Doch Aufarbeitung und Prävention müssen in den Kirchen immer Top-Themen bleiben. Denn macht man damit eine Pause, hilft man am Ende nur den Tätern – und stürzt weitere Menschen ins Unglück.
Autor:Online-Redaktion |
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