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Muttersein heißt mehr
Von Paul-Philipp Braun
Wer sich mit dem Christentum beschäftigt, der wird um die Mutter nicht herumkommen. 314 Male wird sie in der aktuellen Version der Lutherbibel erwähnt. Mütter wie Maria, Eva oder die spätgebärende Sara sind zentrale Figuren der biblischen Erzählungen. Dennoch stehen sie immer wieder hinter ihren Söhnen zurück.
Johannes der Täufer ist gemeinhin bekannt, seine Mutter Elisabeth weniger. Salomo hatte seine eigene Geschichte mit den Müttern, Brecht griff das Thema in seinem Kaukasischen Kreidekreis auf. Dass der weise König aber von Batseba abstammt, ist wohl nur den wirklich Bibelfesten bekannt. Lediglich die Marienverehrung würdigt eine Mutter über die Maßen. Obgleich diese Ehrerweisung ja im Protestantismus weit weniger verbreitet ist als bei Katholiken oder gar Orthodoxen.
Und doch wird selbst Marias Wertung als Mutter nicht im Ansatz dem gerecht, was eigentlich dahintersteckt. Denn keine Frau ist "einfach nur Mutter". Sie ist eine Kreative, eine Engagierte, eine Organisatorin, eine Bestimmerin, eine Freundin, eine Strategin. Die Aufzählung ließe sich allein im familiären Umfeld endlos fortsetzen. Und da habe ich die beruflichen Aspekte noch gar nicht angerissen.
Der bevorstehende Sonntag ist Muttertag und heißt auch noch "Kantate", was mit der Aufforderung "Singt!" zu übersetzen ist. In Zeiten, in denen Schulen und Kindergärten noch weitestgehend geschlossen haben und die obligatorische Muttertagsbastelei daher ausfällt, könnte ein Lied zumindest an diesem Tag ein Ausdruck des Dankes sein. Egal, ob es "Wenn Mutti früh zur Arbeit geht", Rammsteins "Mutter" oder ganz klassisch Heintjes "Mama" ist, wir alle sollten nicht vergessen: Muttersein heißt mehr als Mutter sein.
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