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Nicht durch die Blume

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Von Katja Schmidtke

Meine Tochter ist sechseinhalb Jahre jung und befindet sich in einer Zwickmühle. Einerseits darf sie viel: zum Beispiel "Click&Collect"-Shoppen oder sich die Haare schneiden lassen. Andererseits darf sie sehr vieles nicht: Kindergeburtstag feiern, im Chor singen, schwimmen lernen. Der Kindergarten ist für sie derzeit geschlossen. Die meisten Einschränkungen nimmt sie gelassen hin.

So ist das mit Kindern: Sie vertrauen uns Erwachsenen. Sie sind davon überzeugt (und davon abhängig), dass wir das Richtige tun, dass wir der Stadt Bestes suchen. Im Falle der Pandemie-Politik bin ich mir da nicht sicher. Das Schließen, Öffnen und Schließen der Schulen und Kindergärten, die bürokratischen Kleinkriege um Wechselunterricht und Luftfilter, das Erarbeiten des Lernstoffs zu Hause (teilweise ohne eigenen Laptop), die massive Einschränkung sozialer Kontakte, der Verlust von Freizeit – all das ist Alltag für 14 Millionen Familien in Deutschland. Michael Kabesch, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Regensburg, sagte kürzlich bei Spiegel Online: "Es sind keine theoretischen Überlegungen mehr, dass die Pandemie dramatische Auswirkungen auf die Kinder haben könnte. Wir sind bereits mittendrin." Aber die Politik läuft weiterhin den Wellen hinterher. Vorausschauende Konzepte fehlen.

Am 9. Mai ist Muttertag. Statt in Blumen verpackte Durchhalteparolen wünsche ich mir: Impfung für Alleinerziehende, Eltern von behinderten und pflegebedürftigen Kindern sowie der Abschlussklassen, Solidarität mit allen, die auf ihre Spritze warten müssen, und gesellschaftliche Anerkennung von Fürsorgearbeit; eine ehrliche Bilanz, was in diesem Land schiefgelaufen ist, sowie Kreativität und Mut, die Dinge zu verändern.

Autor:

Katja Schmidtke

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