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Ökobilanz auf dem Altar
Sie gehören einfach dazu. Das war so, das ist so, das wird hoffentlich nicht immer so sein: Blumensträuße sind elementarer Bestandteil fast jedes Altars in fast jeder Kirche.
Von Paul-Philipp Braun
Mit großer Liebe sorgen Gemeindeglieder vielerorts dafür, dass nicht nur Kerzen und Kreuz korrekt ausgerichtet sind, sondern auch immer frische Schnittblumen das geistliche Zentrum zieren.
Dabei ist es meist egal, woher die Pflanzen kommen, unter welchen Bedingungen sie geerntet wurden, und was die Blumenproduktion für die Umwelt bedeutet. Obgleich es jedem Kind bekannt ist, dass im mitteleuropäischen Winter, mag er auch noch so mild sein, weder Rosen, noch Nelken in deutschen Gärten gedeihen, und obgleich die Bewahrung der Schöpfung eines der hehren Ziele unserer Kirche ist – die Blumen müssen sein.
Oftmals kommt der Altar-schmuck dann aber – hier greift mitunter der Sparzwang – nicht einmal aus fairem Anbau. Für wenig Geld gedeihen Blumen in Schwellen- und Entwicklungsländern, um dann mit großem Aufwand und viel Kohlenstoffdioxid-Ausstoß nach Mitteleuropa verschifft zu werden. Übereinstimmenden Erhebungen zufolge verbrauchen diese Pflanzen jedoch noch immer weniger CO₂ als jene, die in europäischen Gewächshäusern sprießen und durch das hiesige Klima ein Plus an Heizung und Nährstoffen benötigen. Denn nur wenn sie gut aussehen, können sie gute anderthalb Wochen lang in der Kirche ausgestellt werden, bevor auch sie den Gang alles Irdischen antreten.
Meinen wir es also ernst mit den Worten der Bibel und verstehen wir die Erde nicht als uns untertan, verzichten wir künftig auf diesen kurzlebigen Altarschmuck! Trockenblumen und Topfpflanzen tun es – zumindest im Winter – doch auch.
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