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Demonstrationen auch für manche Christen anschlussfähig
Proteste: Nicht nur besorgte Bürger

Foto: epd-bild/ Universität Leipzig

Der Leipziger Politikwissenschaftler und Religionssoziologe Gert Pickel sieht in den Anti-Corona-Protesten eine mögliche neue Bewegung quer durch die Bevölkerung. Es handele sich um eine "Querfront durch alle möglichen Gruppen, von links bis rechts" – vom Verschwörungstheoretiker bis zum Impfgegner. Die Proteste in mehreren Städten Deutschlands sieht Pickel "als Versuch einer sozialen ›Anti-Corona-Bewegung‹".
An zwei Stellen sieht Pickel auch Anknüpfungspunkte für christliche Fundamentalisten. "Das eine ist die Angst vor dem Eingriff in ihre Form der Religionsausübung", sagte der Professor für Praktische Theologie der Universität Leipzig. So legten etwa evangelikale Gemeinden besonders großen Wert auf Gemeinschaft und fühlten sich darin nun beschnitten.
"Das Zweite ist, dass Elemente aus der Esoterik und dem Dogmatismus gerne auch mal mit Verschwörungstheorien einhergehen", erklärte Pickel. Dies gelte etwa für die Vorstellung, dass eine höhere Macht etwas Böses wolle, woran schließlich die Welt zugrunde gehe. Wenn indes auch Geistliche entsprechende Elemente in Predigten aufnähmen, beriefen sie sich meist "ganz klassisch auf die Apokalyptik, auf Erzählungen vom Ende der Zeit, wie sie etwa im Alten Testament zu finden sind", sagte Pickel.
Hinzu komme, dass es verstärkt in den USA, aber auch in Deutschland, Personen gebe, die aus religiösen Gründen jegliche medizinische Behandlung ablehnten, so Pickel: "Die treten jetzt als Impfgegner auf, und da ist die Verbindung zu den Protesten eigentlich sehr naheliegend." Am Wochenende hatten in zahlreichen deutschen Städten Tausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert, darunter teils auch Christen.
Dass im Zuge der Corona-Maßnahmen auch hohe kirchliche Würdenträger Verschwörungstheorien äußerten, zeigt laut Pickel "in erschreckender Weise", wie weit diese bereits verbreitet seien. Sehr bedenklich sei hier auch die Nähe zu antisemitischen Erzählungen wie die einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung, warnte Pickel: "Das schwingt natürlich mit und der Weg ist nicht weit". Mehrere katholische Bischöfe hatten jüngst mit Blick auf die Corona-Politik vor dem "Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung" gewarnt, "die sich jeder Kontrolle entzieht".
Nach Pickels Einschätzung hänge die Zukunft der Bewegung davon ab, wie lange die aktuellen Lockerungen bestehen bleiben, erklärte er. "Wenn wieder Verschärfungen eintreten, kann man das noch mal richtig beleben." Sollte die Coronavirus-Pandemie noch mehr als ein Jahr andauern, sei dies "ein Raum, in dem man sich als gesellschaftliche Bewegung durchaus entfalten kann", betonte er. (epd)

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Online-Redaktion

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