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Digitale Verkündigung
Raus aus der Nische

Ohne Gottesdienst ist der Sonntag für viele Gläubige nur schwer auszuhalten.
Gemeinden suchen deshalb jetzt online nach Alternativen.

Die EKD sammelt auf ihrer Internetseite Beispiele, wie man auch in Zeiten der Coronapandemie Gottesdienst feiern oder mit anderen Gläubigen im Gebet verbunden bleiben kann. Neben Radio- und Fernsehübertragungen und der Twomplet, dem täglichen Abendgebet auf Twitter, gibt es auch verschiedene Apps.

Auf Instagram bieten viele Pfarrer Gebetsangebote an oder spenden auch mal einen digitalen Segen. Dazu gehört Pfarrer Jörg Niesner (@wasistdermensch) aus dem hessischen Laubach. Er sieht in der derzeitigen Situation eine große Chance für die digitale Kirche, sich weiterzuentwickeln. «Es gibt bereits ein tolles Netzwerk von Menschen, die digital Kirche im Netz gestalten, die auch technisches Know-how haben und jetzt viele Ideen entwickeln, was man anbieten könnte», sagt Niesner.

Bislang sei das Angebot der digitalen Kirche eine Erweiterung zu bestehenden analogen Angeboten gewesen, sagt er. Doch man müsse nun aufpassen, dass man nicht zu enthusiastisch werde ob der Möglichkeiten, die die digitalen Mittel bieten. «Wir können das nicht eins zu eins ersetzen», sagt der 35-Jährige. «Und wir erreichen auch nicht alle Menschen, die wir in einem normalen Sonntagsgottesdienst erreichen. Es ist ja kein Geheimnis, dass dort eher ältere Menschen hinkommen.»

Immer mehr Kirchengemeinden bauen in diesen Tagen eigene Videokanäle und Streamingangebote auf. Die Nordkirche etwa präsentiert auf ihrer Internetseite einen Ratgeber „So geht Video-Streaming in den Netzwerken“. Darin wird beschrieben, wie man auf Twitter, Facebook, Youtube und auf einer Internetseite Beiträge veröffentlicht. Auch eine Warnung ist enthalten: „Vor dem Livestreaming sollte man sich über die Inhalte klar sein. Es sollte geklärt sein, wenn andere Personen vorkommen, ob sie mit einem Livestreaming einverstanden sind.“ Der konfessionsunabhängige christ-liche Mediendienst Impuls-Medien hilft dabei, dass interessierte Gemeinden ihre Angeboten in der Corona-Krise kostenlos online stellen können.

Auch mitteldeutsche Gemeinden bieten einiges an digitaler Verkündigung. Stefan Körner, Pfarrer der Stadtkirchengemeinde Gera, hat etwa die Gruppe "KircheGera" auf der Social-Media-Plattform Telegram eingerichtet. Über den Kanal sollen in den nächsten Wochen Andachten und geistliche Impulse abrufbar sein. Auch Online-Gottesdienste sind geplant. Unter der Überschrift „Zu Hause. Und trotzdem verbunden“ sollen sie als Stream über Youtube abrufbar sein. Doch auch die Gemeindemitglieder haben die Möglichkeit zur Interaktion und können etwa ihre Gebetsanliegen auf der Homepage der Geraer Kirchengemeinde hinterlassen.

Auch wenn keine Gottesdienste stattfinden, hat Jörg Niesner sich trotzdem vorgenommen, jeden Sonntag in seine Pfarrkirche zu gehen, das Evangelium zu lesen, Glaubensbekenntnis und Vaterunser zu beten – und auch die Glocken zum Vaterunser zu läuten. Ein Zeichen für die Menschen in der Nähe, dass die Kirche zu ihnen kommt – auch wenn die Menschen nicht zu ihr kommen können.

Auch im Altenburger Land sollen auf Anregung von Superintendentin Kristin Jahn die Kirchenglocken zu den üblichen Gebetszeiten läuten, um die Menschen daheim zum Gebet und zur Lektüre in der Bibel einzuladen. Wie viele andere mitteldeutsche Gotteshäuser sollen auch hier die Kirchen für die Menschen geöffnet bleiben.
"So lange wie möglich als Anlaufstellen für persönliche Gebete und Einkehr", heißt es auch in der entsprechenden Mitteilung der Landeskirche Anhalts zu offenen Kirchen. Die Kirchengemeinden hier sind zudem angehalten, einen möglichst engen Kontakt per Telefon oder auf elektronischem Weg mit Gemeindegliedern zu halten, um Menschen in den Gemeinden im Bedarfsfall schnell helfen zu können.

Kirchenpräsident Joachim Liebig sagt: "Neben allen medizinischen Fragen ist die aktuelle Situation auch eine Gelegenheit, grundsätzliche Themen aufzuwerfen. Als Christenmenschen wissen wir uns in jedem Fall bei Gott aufgehoben." Die Nachricht gilt es weiterzugeben – egal ob digital oder analog, natürlich mit Sicherheitsabstand. (epd/idea/red) 

Autor:

Mirjam Petermann

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