Trotz Mitgliederschwund "beachtliche Wirkung"
Religiöse Verankerung in der Gesellschaft
Die Kirchen verlieren zwar Mitglieder, aber nach Ansicht des Religionssoziologen Gert Pickel nicht zwangsläufig ihre Bedeutung in Gesellschaft und Politik.
Von Corinna Buschow
Die Kirchen verlören Bedeutung als Institution, die Werte für die Gemeinschaft setzt, sagte der Leipziger Forscher. «In der Politik ist aber anerkannt, dass die Kirchen als zivilgesellschaftlicher Träger dem Staat ziemlich viele Leistungen abnehmen», ergänzte er. Damit bleibe eine «beachtliche Wirkung auf die Gesellschaft».
Pickel verwies auf die Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen, die an Bedeutung gewinne, und die Flüchtlingshilfe in Gemeinden und Einrichtungen. Sie seien zudem eine der wenigen Institutionen, die flächendeckend in Deutschland präsent seien. Es gebe daher kaum ein Interesse in der Politik, am religionsfreundlichen Recht in Deutschland etwas zu ändern, sagte er.
Der Professor für Religions- und Kirchensoziologie ergänzte, im Bundestag seien bislang immer noch mehr Mitglieder einer Kirche vertreten als Parlamentarier ohne Kirchenzugehörigkeit. «Auch das wird sich nach der Bundestagswahl nicht komplett ändern», sagte er. Er gehe davon aus, dass es im Parlament auch künftig eine «religiöse Verankerung» gebe.
Bestätigt sieht sich Pickel auch durch die aktuellen Wahlprogramme der im Bundestag vertretenen Parteien. Immer seltener fänden sich allgemein Bezüge zur christlichen Religiosität, dafür ein stärkeres Bekenntnis zur Religionsfreiheit. «Differenzen gibt es bei den Parteien in Bezug auf die Abgrenzung zum Islam oder der Position zum Grad der Trennung von Staat und Kirche», sagte er.
(epd)
Autor:Online-Redaktion |
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