Vikarausbildung künftig gemeinsam mit Bayern
Rückzug aus Wittenberg
Die sächsische Landeskirche zieht sich aus dem Predigerseminar in Wittenberg zurück. Stattdessen sollen die sächsischen Vikare ab 2025 gemeinsam mit denen der bayerischen Landeskirche ausgebildet werden. Das teilte die sächsische Landeskirche Ende Oktober mit.
Von Benjamin Lassiwe
„Die Fragen der Gewinnung und Ausbildung von Nachwuchs im Pfarrdienst sind für unsere beiden Landeskirchen von großer Bedeutung“, sagte die für die Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern zuständige sächsische Oberlandeskirchenrätin Margrit Klatte. „Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit mit einer starken lutherischen Landeskirche die Verkündigung und Gemeindeentwicklung in Sachsen bereichern wird.“ Die bayerische Landeskirche hatte kürzlich die Ausbildung ihres Nachwuchses umstrukturiert. Sie findet nun an einem „Evangelischen Studienseminar für Pfarrausbildung“ statt, ist in Module gegliedert, und stärker als bisher regional in der Landeskirche verankert. Vikare werden nicht mehr nur einer Gemeinde, sondern einer Region zugeordnet, es gibt kürzere Seminareinheiten und eine Einbindung in multiprofessionelle Teams.
Die Leitung des Wittenberger Predigerseminars und die mitteldeutsche Kirche wurden von der Entscheidung der Sachsen offensichtlich kalt erwischt. „Mit dem Austritt der sächsischen Landeskirche aus dem Ausbildungsverbund am Predigerseminar Wittenberg fehlt der gemeinsamen Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern im Osten Deutschlands die sächsische Stimme, die über die künftigen Herausforderungen des Verkündigungsdienstes mitdiskutiert,“ sagte die Direktorin des Predigerseminars, Sabine Kramer. Menschen für die Kommunikation des Evangeliums im säkularen Umfeld zu befähigen, sehe das Predigerseminar Wittenberg weiterhin als zentrale Aufgabe der Ausbildung.
Träger des Predigerseminars in Wittenberg ist die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK). Doch dieser Zusammenschluss von Landeskirchen strebt bekanntlich die eigene Auflösung an. Eine neue Trägerschaft des Seminars wird deswegen gesucht. „Für die UEK besteht die Hauptaufgabe darin, den Ausbildungsverbund ›Predigerseminar‹ zwischen zwei UEK-, einer VELKD- und einer Kirche, die beiden Zusammenhängen angehört, in Wittenberg zu erhalten und zu stärken“, hatte der Vorsitzende der UEK-Vollkonferenz, Volker Jung, während der Tagung der Synoden im letzten November erklärt. „Die Gespräche darüber sind noch nicht abgeschlossen, aber auf einem guten Weg.“
Positive Signale kommen aus Berlin: „Wir halten an dem Ausbildungsverbund mit der mitteldeutschen Kirche und der anhaltischen Kirche weiter fest“, sagte der Ausbildungsdezernent der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christoph Vogel, am Montag. Vogel verwies darauf, dass auch die Ausbildung in Wittenberg reformiert wird: So gibt es neben den traditionellen Blockwochen der Vikare im Predigerseminar auch einen Ausbildungskurs, bei dem sich die Vikare nur tageweise treffen und abends nach Hause zurückfahren. Die Treffen dieses Kurses fanden in der Vergangenheit meist in Wittenberg, aber auch in Halle oder Berlin statt. „Das ist im Blick auf die Flexibilisierung der Lebensvollzüge von Vikaren wichtig“, sagt Vogel. „Auch eine alleinerziehende Mutter mit Kind muss eine Chance haben, ihre Ausbildung zur Pfarrerin zu absolvieren.“
Autor:Online-Redaktion |
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