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Thüringen erinnert an Befreiung von KZ-Buchenwald
Schuster: Wir brauchen eine moderne Gedenkkultur

Foto: epd-bild/Maik Schuck

In Buchenwald ist am Sonntag mit Überlebenden und ihren Angehörigen an die Befreiung des KZs vor 77 Jahren erinnert worden. Zentralratspräsident Schuster forderte verpflichtende Gedenkstättenbesuche für Schüler.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat zu einer modernen Gedenkkultur aufgerufen. „Wie können wir trotz wachsenden zeitlichen Abstand weiter die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten bewahren?“, sagte Schuster am Sonntag bei einer Gedenkfeier in der Thüringer KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Das Konzentrationslager bei Weimar war vor 77 Jahren, am 11. April 1945, von der US-Armee befreit worden.

Schuster sprach von einer „großen Herausforderung“, auf die die Gedenkstätten bereits reagiert haben. Der Zentralratspräsident forderte verpflichtenden Gedenkstättenbesuche in den Lehrplänen der Schulen. Das Wissen über die Schoah sei bei den Schülerinnen und Schülern heutzutage „erschreckend gering“, es gebe einen großen Nacholbedarf. „Verpflichtende Gedenkstättenbesuche sind deshalb zwingend geboten“, sagte Schuster: „An diesen Orten werden aus abstrakten Zahlen Menschen.“

Die Millionen Wähler der AfD machten die Veränderung in Deutschland deutlich. Dazu gehörten Holocaust-Relativierung und ein Wiederaufleben von völkischen Denken. „Wozu die Menschen fähig sind, sehen wir heute nicht weit von uns“, warnte Schuster mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. An der Gedenkfeier auf dem ehemaligen Appellplatz nahmen Überlebende und ihre Angehörigen sowie zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil darunter der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (beide Linke).

„Leider lichten sich unsere Reihen“, sagte der Überlebende und Vorsitzende des Beirats ehemaliger Häftlinge des KZ Buchenwalds, Naftali Fürst: „Es ist aber unsere Verpflichtung, auf unmoralische Ereignisse zu reagieren. Wir dürfen nicht vergessen, was hier passiert ist.“ Bei dem Gedenken wurde zudem an Boris Romantschenko erinnert. Der 96-jährge Holocaust--Überlebende war im März bei einem russischen Raketenangriff auf Charkiw getötet worden. Er hatte die KZs Buchenwald, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebt und hatte beim Gedenken 2015 noch den „Schwur von Buchenwald“ verlesen.

Es sei eine Schande, dass ukrainische Überlebende heute wieder um ihr Leben fürchten müssen, sagte der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. Und es sei eine Schande, dass die AfD den russischen Angriffskrieg verteidige und relativiere. Wagner warnte aber vor historischen Analogien. „Putin ist kein neuer Hitler. Die Schoah und die weiteren Verbrechen der Nazis waren singulär.“

Im KZ Buchenwald waren zwischen 1937 und 1945 etwa 266.000 Menschen aus allen Ländern Europas inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt. Am heutigen Montag werden Überlebende und Angehörige an die Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen erinnern. Die Gedenkrede hält Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).

(epd)

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Online-Redaktion

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