Weißer Ring erhält Kollekte
Soforthilfe für die Opfer des Anschlags
Fünf Tage nach dem Anschlag vom 9. Oktober in Halle gedachten rund 2 000 Menschen in und vor der Marktkirche in einem bewegenden ökumenischen Gottesdienst der zwei Toten, der zwei Verletzten und ihrer Angehörigen. Eine Kollekte von 3 500 Euro kam zusammen.
Das Geld wurde komplett an den Weißen Ring ausgereicht – ein Verein, der Kriminalitätsopfern hilft. Er unterstützt Betroffene ganz praktisch, setzt sich aber auch politisch für deren Belange ein und engagiert sich in der Kriminalitätsprävention. Kathrin Schmidt, Landesvorsitzende des Weißen Rings in Sachsen-Anhalt, sagt: „Wir möchten uns im Namen der Opfer und ihrer Angehörigen für die Spende aus der Kollekte bedanken. Sie steht nicht nur für materielle Hilfe, sondern ist darüber hinaus ein wichtiges Zeichen für Solidarität und Empathie für die Menschen, die dieses Geschehen erleben mussten. Wir sind froh darüber, dass es diesbezüglich einen breiten gesellschaftlichen Konsens in Halle zu geben scheint.“ Und Jörg Bethmann, Sprecher des Landesverbandes, fügt hinzu: „Es ist ein ganz direkter Beitrag für die Opferhilfe und auch ein Vertrauensbeweis für den Weißen Ring. Ich finde fast keine Worte.“ Bethmann ist sichtlich bewegt. Er wohnt zwar in Hohenmölsen,war aber am 9. Oktober selbst in Halle, um seinen Enkel zu betreuen. „Ich habe diese gespenstische Atmosphäre mitbekommen, wie die Stadt auf einmal ganz leer war“, erinnert er sich.
"Die Kollekte steht nicht nur für materielle Hilfe, sondern ist ein Zeichen für Solidarität und Empathie"
Natürlich habe der Weiße Ring unmittelbar nach der Gewalttat reagiert und den Betroffenen Hilfe angeboten. Dazu gehört auch die Aufstockung der Soforthilfen im Einzelfall durch die ganz besondere Situation, erläutert Bethmann. „Unser Verein steht den Familien der Opfer und auch den Zeugen, die diese schreckliche Tat miterleben mussten, zur Unterstützung jederzeit zur Verfügung. Unbürokratisch und unmittelbar – niemand muss nach einer solch entsetzlichen Erfahrung allein bleiben“, sagt Kathrin Schmidt.
„In der ersten akuten Phase sind die Notfallseelsorger im Einsatz. Wenn deren Arbeit getan ist, kommt der Weiße Ring auf den Plan, der mit der Notfallseelsorge eng zusammenarbeitet“, erklärt Jörg Bethmann das Vorgehen. In Halle, zentral in der Martinstraße gelegen, gibt es eine Außenstelle des Weißen Rings, die schnelle Hilfe vermittle. „Wir haben eine Lotsenfunktion“, so Bethmann. Neben Begleitung, Beratung und Unterstützung können Hilfe-Schecks etwa für die kurzfristige psychotraumatologische Unterstützung oder die anwaltliche Erstberatung ausgestellt werden. Auch Soforthilfen können ausgezahlt werden. Welcher weitere Bedarf notwendig sei, ergebe sich immer aus dem Gespräch, so der Sprecher des Landesverbands.
Claudia Crodel
Hintergrund
Auch zum regulären Friedensgebet am 21. Oktober war der Weiße Ring zu Gast in der Marktkirche, hat über seine Arbeit und Struktur berichtet und ist mit Anwesenden ins Gespräch gekommen.
Autor:Online-Redaktion |
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