Weihnachtsgottesdienste
Stille Nacht im Stadion
Bereits jetzt im Sommer planen Gemeinden den Weihnachtsabend. Gesang und dichtgefüllte Reihen darf es in diesem Jahr nicht geben. Wegen der Coronavirus-Pandemie müssen sich die Kirchen unter ganz anderen Bedingungen auf die Adventszeit und Heiligabend vorbereiten – ohne dass jemand weiß, wie sich die Corona-Krise bis Dezember noch weiterentwickeln wird.
Hilfreiches Material und Tipps aus der Praxis für die Praxis in besonderen Zeiten: Unter diesem Motto betreibt das Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur (ZfGP) in Wittenberg seit Beginn der Corona-Krise im Internet die Ideenplattform «kirchejetzt.de». Das Angebot ist eine Kooperation mit den landeskirchlichen Gottesdienstarbeitsstellen und -instituten. Auch zu den anstehenden Festen von Erntedank bis Weihnachten werden hier Ideen gesammelt und den Gemeinden zur Verfügung gestellt.
«Es lassen sich so gut wie keine Aussagen über den weiteren Verlauf der Pandemie machen. Die Situation wird lokal verschieden sein und die behördlichen sowie die damit verbundenen landeskirchlichen Vorgaben entsprechend unterschiedlich», sagt die Theologische Referentin für Gottesdienstberatung, Pfarrerin Susanne Mathis-Meuret. «Die Verantwortlichen werden selber am besten beurteilen können, was vom Material zu ihrer Situation vor Ort passt oder sich gut adaptieren lässt.»
Manche Pfarrer haben bereits mit Entsetzen ausgerechnet, dass sie wohl zehn oder mehr Heiligabend-Gottesdienste nacheinander feiern müssten, wenn die üblichen Besuchermengen coronakonform in ihren Kirchen platziert werden sollen. Die zuletzt wieder gestiegenen Neuinfektionszahlen dämpfen den Optimismus, neue Erkenntnisse zur Verbreitung der Viren stimmen die Verantwortlichen zusätzlich skeptisch.
Populär sind daher Überlegungen für Freiluft-Gottesdienste. So könnten Markt- und Sportplätze für Open-Air-Gottesdienste infrage kommen. Eine mögliche Alternative wären auch «Waldweihnachten», die mit Forstämtern und Pfadfinder-Gruppen zusammen organisiert werden könnten. Der Kirchenkreis Cottbus hat sogar bereits erste Vorgespräche über die Anmietung des örtlichen Fußballstadions geführt. «Weihnachten ist ein Fest, das einer Rückreise in vertraute Kindheitszeiten gleichkommt», erklärt Kristian Fechtner, Professor für Praktische Theologie an der Universität Mainz. Das Gefühl von Vertrautheit werde sich in Stadien aber nur schlecht einstellen, gibt er zu bedenken.
Was ihm als Lösung vorschwebt, nennt er «Unterwegs-Weihnachten». Posaunenchöre könnten durch die Wohngebiete ziehen. Anstelle des einen zentralen Krippenspiels könnten mehrere, über den Ort verteilte Stationen aufgebaut werden, an denen die Kirchgänger vorbeikommen. Die Kirche selbst könnte auf die üblichen Großgottesdienste komplett verzichten, stattdessen den ganzen Tag über mit den Besuchern «kleinere liturgische Feiern» abhalten und sie mit einer kleinen Weihnachtsgabe wieder gehen lassen. Auf jeden Fall sollten Familien, die zu Hause Weihnachten feiern, einen Anreiz bekommen, das Haus zu verlassen. «Der Gang zur Krippe wäre für mich ein Leitmotiv», sagt der Theologe.
Karsten Packeiser (epd)
Autor:Online-Redaktion |
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