Gesundheit
Suchtexpertin: Cannabis-Legalisierung ist halbherzig
Düsseldorf (epd) - Die Suchtexpertin Denise Schalow sieht in dem am Mittwoch vorgestellten Kabinettsentwurf zur Legalisierung von Cannabis Schwächen. «Es ist nicht davon auszugehen, dass das den Schwarzmarkt aushebeln wird», sagte die Suchtberaterin der Diakonie Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dazu seien die Hürden zum Zugang zu Cannabis zu hoch, der Entwurf sei «halbherzig».
Anders als zunächst geplant, wird es vorläufig keine Geschäfte geben, in denen Cannabis verkauft wird. Dem Entwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zufolge soll der private Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis für Volljährige legal sein. Mit behördlicher Erlaubnis dürfen nichtkommerzielle Vereine Cannabis anbauen und die Produkte an die Mitglieder abgeben. Es soll auch eine Präventionskampagne geben.
Da man den Schwarzmarkt nicht kontrollieren könne, sei es umso wichtiger, den Konsum auf andere Weise in den Griff zu bekommen, erklärte Schalow, die sich im Vorstand des Evangelischen Fachverbands Sucht Rheinland-Westfalen-Lippe engagiert. Eine Legalisierung biete die Chance, Abgabe und Wirkstoffkonzentration zu kontrollieren und so auf Jugendschutz und Prävention hinzuwirken.
Cannabis-Konsum könne durchaus schwere Folgen haben, warnte die Diakonie-Suchtexpertin: «Jeder, der in der Suchthilfe arbeitet, kann bestätigen, dass es Abhängigkeiten bei Cannabis gibt.» Schalow trat «Verniedlichungen» entgegen, wonach der Hanf-Wirkstoff lediglich psychische Abhängigkeiten auslöse, keine körperlichen. «Auch eine psychische Abhängigkeit kann schwerwiegend sein», sagte sie.
Zugleich gebe es weitere Gesundheitsrisiken durch den Cannabis-Konsum, vor allem bei jungen Menschen. Die Gedächtnisleistung verschlechtere sich bei regelmäßigem Konsum, außerdem drohten Persönlichkeitsveränderungen und Störungen in den Sozialbeziehungen. Die Form des Konsums, üblicherweise durch Rauchen, sei ebenfalls gesundheitsschädlich.
Eine funktionierende Prävention dürfe sich nicht auf Plakat- und Fernsehkampagnen beschränken, sagte Schalow. Social Media müsse eine große Rolle spielen, da man junge Menschen sonst nicht erreiche. Vor allem aber müssten Präventionsstellen finanziell gut ausgestattet sein, die Betroffene beraten und über Gefahren aufklären könnten. Es bedürfe auch Multiplikatoren wie beispielsweise Eltern, Mitarbeitende in der Jugendhilfe oder Lehrkräfte. Eine gute Prävention müsse «neutral, wertfrei und ehrlich über Risiken aufklären», sagte Schalow: «Das funktioniert mit dem erhobenen Zeigefinger nicht.»
Autor:Katja Schmidtke |
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