Erinnert
Trauer um früheren Thüringer Landesbischof
Werner Leich ist am 17. Dezember im Alter von 95 Jahren vom Herrn über Leben und Tod zu sich genommen worden. Von 1978 bis zu seiner Pensionierung im Frühjahr 1992 war er Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen.
Im Januar 2022 feierte er seinen 95. Geburtstag. Kurz zuvor hatte ihn der schwerste Schlag im Leben getroffen: Im September 2021 war seine Frau Trautel gestorben, mit der er fast 70 Jahre verheiratet war. Studiert hat Werner Leich in Marburg und Heidelberg, begann dann seinen Dienst in Thüringen als Vikar in Angelroda bei Arnstadt, war später Pfarrer und Superintendent in Lobenstein und trat im Mai 1978 die Nachfolge von Ingo Braecklein als Landesbischof an. Zum Ende der DDR (1986–1990) war Leich zudem Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen der DDR. Ehrendoktorwürden und viele honorige Preise wurden ihm verliehen.
Als Höhepunkt seiner Zeit als Landesbischof nannte Werner Leich selbst das Lutherjahr 1983. In der Vorbereitung leitete er das Luther-Komitee der Evangelischen Kirchen und freute sich über die Aufmerksamkeit für Luther und die lutherische Theologie. Diese lag ihm zeitlebens am Herzen, nicht nur als Vorsitzender der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft der Thüringer Kirche (1966–1977).
Seine Gründung in Schrift und Bekenntnis verhalf ihm auch zu Klarheit im Umgang mit der Staatssicherheit. Dabei galten drei Kriterien: keine Gespräche unter vier Augen, keine Treffpunkte an neutralen Orten, kein Schweigeversprechen. Ohne Furcht ging er in die Gespräche mit dem SED-Regime und sprach Repressionen, die ihm bekanntgegeben wurden, unerschrocken an.
Das hatte Konsequenzen: In seiner Zeit als Landesbischof war er von 17 Inoffiziellen Mitarbeitern umgeben. Das versetzte ihn, wie er anlässlich seines 90. Geburtstages zugab, oft in Unruhe. In diesen Situationen hat ihn das tägliche Gebet getragen. Treu sein im Gebet und darauf vertrauen, dass uns der Herr der Geschichte erhört, dieses Vertrauen hat er uns vorgelebt.
Nicht verschwiegen werden darf, dass Werner Leich die Fusion unserer beiden Kirchen zur EKM nicht guthieß: Zusammenarbeit so viel wie möglich, aber keine Änderung der Kirchenverfassung. Auch kritisierte er eine von ihm wahrgenommene Eventisierung der Kirche und mahnte, wir sollen uns allein darauf verlassen, was Gott uns gegeben hat: Wort und Sakrament, das Gebet und die Zuwendung zum Nächsten.
Gott dem Herrn sei Dank für die gemeinsame Zeit auf Erden, die wir mit unserem Bruder verbringen durften. Möge er nun schauen, was er geglaubt hat.
Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Der Trauergottesdienst für Altbischof Werner Leich mit anschließendem Erdbegräbnis findet am Do., 5. 1. 2023, 9:30 Uhr, in der Augustinerkirche Gotha statt.
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Autor:Online-Redaktion |
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