Domstifter halten an Altar-Rückkehr fest
Triegel trifft Cranach in Wien
Der viel diskutierte Cranach-Triegel-Altar aus dem Naumburger Dom geht weiter auf Reisen. Nachdem er fünf Monate lang im Diözesanmuseum in Paderborn zu sehen war, wurde der Marienaltar nun im Marmorsaal des Stifts Klosterneuburg bei Wien (Österreich) präsentiert.
Von Oliver Gierens
Wie Charlotte Tennler, Pressesprecherin der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, der Kirchenzeitung sagte, soll der Altar dort bis Ende des Jahres ausgestellt werden. „Ich bin fasziniert von der Wirkung des Altars in dem beeindruckenden Raum, er behauptet sich im Kaiserlichen Marmorsaal hervorragend", so Stiftsdirektor Holger Kunde laut Pressemitteilung.
Im Anschluss soll der Altar erneut unterwegs sein. Laut Tennler gibt es derzeit Überlegungen, ihn in Rom zu präsentieren. Die Gespräche darüber seien aber noch nicht abgeschlossen. Auch dort würde er ein halbes Jahr Station machen – um dann in den Westchor des Naumburger Domes zurückzukehren, wo er seit Anfang Juli vergangenen Jahres wieder mit vollständigem Retabel das spirituelle Bild des Domes ergänzt hat.
Das Retabel, also ein hölzerner Altaraufsatz, wurde ursprünglich bis 1519 von Lucas Cranach dem Älteren geschaffen. Das im Zuge der Reformation zerstörte Mittelteil wurde im vergangenen Jahr durch eine moderne Mariendarstellung des Leipziger Künstlers Michael Triegel ergänzt.
Die Aufstellung war allerdings bei Denkmalschützern auf Kritik gestoßen. Insbesondere die Beratergesellschaft Icomos, die im Auftrag der Unesco die Welterbestätten und Anwärter begutachtet, bemängelte "eine schwere Beeinträchtigung des Welterbes", da es die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren im Westchor störe, zu denen auch Uta von Naumburg gehört. Auf Wunsch des Landes Sachsen-Anhalt wurde die Aufstellung bis Anfang Dezember verkürzt.
"Wir halten daran fest, dass der Altar wieder an den für ihn bestimmten Ort im Westchor kommt", betont Sprecherin Charlotte Tennler. Man sei mit allen Beteiligten, insbesondere der Unesco, diesbezüglich in Kontakt.
Vor dem Hintergrund dieser Debatte wird am Sonnabend, 1. Juli, das fünfjährige Jubiläum des Welterbe-Titels groß gefeiert. Um 15 Uhr eröffnet Ministerpräsident Reiner Haseloff die Feier, zu der es unter anderem Sonderführungen und Mitmachaktionen geben wird. Um 19 Uhr liest die Schauspielerin Helene Grass aus dem im Nachlass ihres Vaters, des 2015 verstorbenen Schriftstellers Günter Grass, entdeckten Werk "Figurenstehen". Hauptfigur ist eine junge Frau, von der Grass behauptet, dass sie dem Naumburger Meister Modell gestanden habe und außerdem die Fähigkeit besitze, durch die Zeiten zu reisen und ihm an anderen Orten zu begegnen.
Autor:Oliver Gierens |
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