Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Das Glück der Zwergbartagame
Kürbis oder Lutherrose, das ist am Reformationstag wieder die Frage. Luthers Botschaft wider den Ablasshandel wäre heute vielleicht ein Tweet auf X, früher mal Twitter, gegen den Kostümzwang für Heranwachsende zu Halloween. Das Haus Luthers wäre vermutlich "ein feste Burg" gegen die kleinen "Fürsten dieser Welt", so "saur" sie sich auch stellten, um Süßes zu ergattern. Doch, wenn jetzt schon die Lutheriden, die Nachfahren des Reformators, zur Gelassenheit im Umgang mit Halloween raten, dann kommt der gemeine Protestant ja schon ins Nachdenken. Und gegen eine Kürbissuppe ist generell nichts einzuwenden.
Doch bedenke, gruselige Verkleidungen am 31. Oktober können Stress auslösen und verängstigen. Dieser Warnhinweis kommt nicht etwa aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (warum fehlen eigentlich die Männer?), sondern von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten". Die Tierschützer warnen nämlich davor, Heimtiere zu Halloween zu verkleiden. Kostüme verursachten bei Hunden und Katzen Stress und könnten sie verängstigen. Unsere Zwergbartagame ist glücklicherweise schon in der Winterruhe. "Vier Pfoten" empfiehlt ferner, die Haustürklingel leiser zu stellen oder abzuschalten. Das ist keine schlechte Idee und vermutlich machen das eh schon all diejenigen, die mit dem Gruselspektakel nichts am Hut haben.
So leid es mir tut, in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung vernachlässigen wir Halloween vollkommen und beschäftigen uns mit reformatorischen Gedanken und der deutschen Sprache, die ja bekanntlich auf Martin Luther zurückzuführen ist.
Im vergangenen Jahr sorgte eine kleine Umfrage für großes Erstaunen. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung wünscht sich den Reformationstag als Feiertag. Besonders begeistert von diesem Vorschlag waren der Umfrage zufolge katholische Frauen. Sollte sich der "Synodale Weg" etwa unbemerkt von katholischer Obrigkeit bereits einen selbigen gebahnt haben? Obwohl doch Papst Franziskus schon mehrfach betonte, dass er sich keine zweite evangelische Kirche, sondern eine starke katholische wünsche.
Der SPD-Politiker Michael Roth wittert indes eine Chance für die evangelische Kirche, enttäuschte Katholiken abzuwerben. Ich wäre gleich für eine Fusion der beiden Kirchen sowie von Halloween und Reformationstag. Halloluther- und die Zeitumstellung nicht vergessen.
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- Ausgeschöpft: Am Anfang war das Wort. Alles ist durch Sprache, und ohne Sprache ist alles nichts. Aber hat der biblische Schöpfungsimpuls auch in Zeiten von KI noch Gültigkeit?
- Erhellt: Von der Kanzel der Andreaskirche in Eisleben hielt Martin Luther einst seine letzten vier Predigten. Nach einer gründlichen Sanierung kann nun das kulturelle Erbe besser genutzt werden.
- Erinnert: Lothar Kreyssig zeigte die Nazis wegen der Ermordung Behinderter an, war Pionier der Bio-Landwirtschaft und der Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor 125 Jahren wurde er geboren. Sein Lebenswerk ist die "Aktion Sühnezeichen".
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Autor:Willi Wild |
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