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Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Das Kondo gar nicht wahr sein

G+H Nr. 22 vom 2. Juni 2019 (Exaudi) | Foto: G+H

"Bevor es besser werden kann, wird es schlimmer." Das sagt Marie Kondo. Und jeder, der sich in diesen Wochen auf ein Fest vorbereitet, ahnt wovon sie spricht.

Einmal angefangen, werden aus dem einen Großprojekt "Festvorbereitung" ganz schnell unzählige kleine: Fenster putzen, Tischdecken bügeln, Küchenschrank aufräumen .... Glücklich die, die sich nicht verzetteln, inmitten der Fest-Baustellen nicht den Überblick verlieren. Für alle anderen sei gesagt: Es gibt ja noch Marie Kondo. Die Japanerin ist die Tine Wittler des Streaming-Zeitalters. Eine Aufräumexpertin und ein Star am Ratgeber-Himmel. Ihre Bücher sind in 27 Sprachen übersetzt und wurden weltweit sieben Millionen Mal verkauft. Seit diesem Jahr hat sie sogar eine eigene Sendung bei Netflix und legt in ausgewählten Haushalten selbst Hand an. 

Marie Kondos Methode, für die es im Englischen mit "to kondo" inzwischen ein eigenes Verb gibt, arbeitet an gegen den schlechten Ruf, den das Aufräumen bei vielen seit Kindertagen genießt. Mit Kondo wird die unliebsame Strafarbeit für Nachlässige zum heilsamen Event für jedermann. Kondo spricht: Danke deinem Haus, danke deinen Dingen, die dir dienlich sind, und dann gib deinem Krempel ein Zuhause. Sortiert wird dabei nach Kategorien. Bücher, Kleidung, Küchenutensilien: Alles wandert jeweils auf einen großen Haufen (das ist der Punkt, an dem es schlimmer wird) und los geht's! Der Reihe nach nimmt man jedes Teil einmal in die Hand, sieht es sich an und - jetzt kommt's - fragt sich, ob es einem Freude bereitet. Ist das der Fall, darf es bleiben. Wenn nicht, wird es verschenkt oder bei nächster Gelegenheit gegen etwas wirklich Brauchbares, Freudebringendes eingetauscht.

Eigentlich doch eine gute Idee - und endlich mal eine Herangehensweise, die Besitztümer und Besitzer gleichermaßen würdigt. Irgendwie hängen wir ja doch an unserem Zeug. Die spirituelle Dimension allerdings, die das Alltägliche zum religiösen Ritual macht, sehen manche Theologen kritisch. Die Lebendigkeit, die Kondo Gegenständen zuschreibe, indem sie ihnen dankt, sie segnet, sei schwierig im Christentum, so der Vorwurf. Es käme aber auf einen praktischen Versuch an, ob mit Kondo dem Chaos in Kleiderschränken, Kinderzimmern und Küchenschubladen erfolgreich beizukommen ist. 

Heilsversprechen gibt es viele. Hilft auch der Glaube heilen? Unser Schwerpunkt in dieser Woche. Gute Lektüre! 

Unsere Themen:

  • Körperkult: Diäten und Extremsport, Völlerei und Zivilisationskrankheiten - ist uns das rechte Maß für unseren Körper abhandengekommen?
  • Spiritualität: In Krise vertrauen Menschen auch selbsternannten Heilerin - dabei könnte die Kirche Angebote machen
  • Ohrensache: Christliche Podcasts werden immer beliebter

Außerdem:

  • Jugenddankopfer: Junge Christen sammeln für Namibia
  • Morgenandacht und Musical: Christliche Kirchen beim Sachsen-Anhalt-Tag in Quedlinburg
  • Glas und Licht: Sonderausstellung im Halberstädter Schraube-Museum gibt Einblicke in das Wirken der Glaskünstlerfamilie Losert 

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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