Freitag vor eins
Unsere Seite 1 - Der liebe Nachwuchs
Die Einsicht kam ziemlich spät. Erst als ich mit 31 Jahren selbst Mutter wurde, wurde wir bewusst, welche Arbeit meine Mutter geleistet hatte. Ihre Lohnarbeit und die Arbeit zuhause im Haushalt und bei der Erziehung ihrer Töchter - aus meiner damaligen Perspektive sah das leicht aus. Ist es aber nicht.
Seit ich Kinder habe, trage ich quasi einen Teil meines Herzens außerhalb meines Körpers und mein Rücken ist doppelt so breit von all der Arbeit, die es zu tun gibt. Es ist erfüllend mit Kindern zu leben, aufregend, lustig und erkenntnisreich, aber auch anstrengend. Studien und Hunderte, ach was, Abertausende Mütter auf Social Media erzählen, wie sich die Mutterschaft anfühlt: Sie erzählen von Schmerzen, von Einsamkeit und immer wieder von Ungerechtigkeit. Noch immer sind Kinder für Frauen in Deutschland das größte Armutsrisiko. Wer mehr Fürsorgearbeit leistet, kann weniger erwerbsarbeiten, bekommt weniger Gehalt und erhält eine kleine Rente.
Die Problematik erkennt auch die Kirche. Mit Blick auf den Muttertag hat die Theologin Maren Bienert politische Instrumente gefordert, die Frauen mehr Wahlfreiheit über ihre Lebensentwürfe geben. «Dieser Tag müsste dazu aufrufen, sich für bessere Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr Anerkennung für Care-Arbeit einzusetzen», sagte die Professorin für Systematische Theologie an der Universität Hildesheim im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bienert regt auch an, den Muttertag durch einen geschlechterübergreifenden «Elterntag» zu ersetzen, der Männer, Frauen, queere und nonbinäre Menschen in familiärer Verantwortung würdigt.
Vielleicht haben Sie in der letzten Ausgabe der Kirchenzeitung das Foto der jungen Ordinanden gesehen - da waren auch junge Mütter mit ihren Babys und schwangere Frauen dabei. Kinder sind Teil des Lebens im Pfarrhaus, aber die Bedingungen, die sich junge Theologen heute für ihre Arbeit in den Gemeinden wünschen, wandeln sich und legen auch einen Schwerpunkt auf eine gute Balance zwischen Lohn- und Carearbeit.
Unsere Themen:
- Nachwuchssorgen: Der EKM geht es nicht anders als anderen Arbeitgebern: Auch sie muss mit der Herausforderung der Nachwuchsgewinnung umgehen. Was bedeutet das für den Verkündigungsdienst?
- Der letzte seiner Art? Julius Sperling hat im vergangenen Jahr als einziger Student seinen Abschluss im Fach Theologie an der Uni-versität Jena gemacht. Nun absolviert er sein Vikariat in Jena. Was das Studium so anspruchsvoll macht und wie es auf den Pfarrberuf vorbereitet.
- Warum ich Pfarrer geworden bin: Roland Hoffmann sollte eigentlich Ingenieur werden. Dass es anders kam, lag an einer Jahreslosung. Am 14. Mai feiert der Altbischof seinen 85. Geburtstag.
Außerdem:Potenzial erkennen
Viel Spaß beim Lesen, ein gesegnetes Wochenende und einen schönen Mutter... äh... Elterntag!
Ihre Katja Schmidtke
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Autor:Katja Schmidtke |
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