Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - des Glückes Unterpfand
Das Unterpfand ist ein Begriff, den wir so heute nicht mehr verwenden. Man hat ihm dermal einst, als er noch in Gebrauch war, zwei Bedeutungen beigemessen. Die eine ist, dass man dem Gläubiger ein Pfand für seine Forderung übergeben hatte. Die zweite Bedeutung finden wir im Text von Hoffmann von Fallersleben, in der Zeile „sind des Glückes Unterpfand“. Es geht, wie wir aus unserer Nationalhymne wissen, um die Garanten des guten Lebens, die da sind: Einigkeit, Recht und Freiheit. Das werden wir ab 23. November vor den Spielen der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar mindestens dreimal singen.
Jetzt sollte man davon ausgehen können, dass des Glückes Unterpfand in unserer Republik gleichmäßig verteilt ist. Vielleicht nicht die Einigkeit, aber zumindest doch Recht und Freiheit. Und demzufolge auch das Glück. Weit gefehlt. Der neue Glücksatlas spricht eine ganz andere Sprache. Auf einer Skala von null („völlig unzufrieden“) bis zehn („völlig zufrieden“) liegt Schleswig-Holstein mit 7,14 Punkten auf Platz eins. Am anderen Ende des Länder-Rankings als „unglücklichstes Bundesland“ ist der nordöstliche Nachbar Mecklenburg-Vorpommern zu finden. In Mitteldeutschland liegt Sachsen-Anhalt (Rang 9) vorne, gefolgt von Sachsen (Rang 10) und Thüringen (Rang 13). Das Ergebnis macht nun nicht wirklich glücklich. Nicht auszudenken, welche Auswirkungen ein frühes Aus der deutschen Fußballer bei der WM auf die Gemütslage und damit auf das Glücksniveau in den unteren Rängen hätte.
Sören Kiergegaard hat recht: Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. Ich gestehe, angesichts von Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag bedarf das unvergleichliche Glück schon einer gewissen Kraftanstrengung und ist letztendlich Glückssache. Vielleicht hilft die Gnade der Verdrängung, von der Peter Herrfurth im Wort zur Woche schreibt. Oder sich mal richtig auszusprechen, wie das die beiden Bischöfe Stäblein und Kramer getan haben. Wie wär’s mit Musik. Am Wochenende überträgt MDR Kultur einen Gottesdienst aus der Bachkirche in Arnstadt.
Wenn ich es mir so recht überlege, dann stelle ich fest, die Lektüre der aktuellen Ausgabe von „Glaube+Heimat“ macht nicht zwingend glücklich, aber zufrieden. Und auch das ist des Glückes Unterpfand, wie schon der Philosoph und Ordensgeistliche Phil Bosmans meinte: Zufriedenheit bedeutet nicht, zu bekommen was ich will, sondern zu wollen, was ich habe.
Was Kirchengemeinden bewegt
- Radio-Gottesdienst: Wo einer der berühmtesten Barockkomponisten die „wilden Jahre“ seiner Karriere erlebte, ist heute noch Musik drin. Ines Rein-Brandenburg war zu Besuch in der Arnstädter Bachkirche.
- Vom Kirchenblättchen zur Glockenzier:Wie das Künstlerehepaar Else und Ronald Kobe die Sonne in den Kirchturm von Lieskau brachte.Von einem "aufregender Prozess" berichtet Claudia Crodel.
- Ein Rasloster im Ruhestand: Tilman König hat über seinen Vater, den langjährigen Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König, einen Film gedreht. In dieser Woche läuft er in den Kinos. Bettina Röder hat "König hört auf" schon vorab gesehen.
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Autor:Willi Wild |
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