Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 – Freischwimmer mit Botschaft
Wow, allein schon bei der Vorstellung bleibt einem die Puste weg. Das Vorhaben des tunesischen Extremschwimmers Nejib Belhedi hat es in sich. 155 Kilometer will er durchs Mittelmeer schwimmen – nicht allein aus sportlichen Gründen. Der 70-Jährige hat eine Botschaft.
Am späten Mittwochabend ist Nejib Belhedi nahe der italienischen Insel Pantelleria gestartet. Sein Ziel: Hammamet in Tunesien. Ohne Pause will er schwimmen – das muss man sich mal vorstellen. Die beflissenen Guinness-Buch-Leser unter Ihnen werden sagen: Ha, das ist noch nix. Recht haben Sie! Im Jahr 2006 schaffte es der Kroate Veljko Rogosic – zu dem Zeitpunkt 65 Jahre alt – unglaubliche 225 Kilometer zurückzulegen. Ohne Pause und ohne Hilfsmittel überwand er die Strecke durch die Adria zwischen den italienischen Städten Grado und Riccione in 50 Stunden.
Nejib Belhedi aber geht es bei seiner nassen Tour de Force weder um persönliche Bestzeiten noch um Guinness-Rekorde. Was das betrifft, hat der ehemaligen Oberstleutnant der tunesischen Armee vermutlich schon alles erreicht, steht er doch seit 2018 für seine 76-stündige Ärmelkanaldurchquerung im «Guinness Buch der Rekorde». Nein, Belhedi verbindet sein Vorhaben mit einer Botschaft an die tunesische Jugend: Sie solle im Land bleiben und sich dort eine Zukunft aufbauen, statt die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer nach Europa zu versuchen, wie seine Tochter mitteilte.
Eine Aktion, die Respekt abringt – und zur rechten Zeit kommt. Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni hat das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen einen neuen Bericht "Global Trend" vorgelegt. Darin eine Zahl, die erschüttert. Erstmals, so dokumentiert die UNHCR, seien mehr als 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht – vor Menschenrechtsverletzungen, Gewalt und Konflikten. Soweit die schlechte Nachricht, nun die gute: Die Zahl der freiwilligen Rückkehrer sei um 71 Prozent gestiegen. Vielleicht ein Hoffnungsschimmer.
Um Konflikte und persönliche Schicksale geht es auch in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung. Meine Kollegin Katja Schmidtke hat recherchiert und Geschichten zu einem Schwerpunkt zusammengetragen, der sich dem Thema "Christen in der DDR" widmet. Sie stellt fest: Aufarbeitung ist ein abstrakter Begriff – und eine Mammutaufgabe!
Unsere Themen
- Erklärt: Das Beamtenverhältnis ist die Regel, die privatrechtliche Anstellung die Ausnahme. Daran orientieren sich alle 20 Gliedkirchen. Warum ein Ausscheren aus diesem System ist nicht vorgesehen ist und weitreichende Folgen hätte.
- Aufgearbeitet: Zwischen 1961 und 1989 wurden an der Uni Halle mehr als 220 Studenten exmatrikuliert. Unter ihnen viele überzeugte Christen. Die Archivarbeit ist mühevoll und offenbart zahllose Einzelschicksale. Wie sich die Hochschule dieser Mammutaufgabe stellt.
- Nachgefragt: Ein Jahr, nachdem die EKM ein Anerkennungsverfahren für Opfer der SED-Diktatur gestartet hat, sind die ersten vier Fälle abgeschlossen. Nicht um Entschädigung ginge es, sondern um ein Gesprächsangebot.
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Autor:Beatrix Heinrichs |
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