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Freitag vor 1
Unsere Seite 1 - Gedanken zum Israelsonntag

Wissen Sie, welchen Sonntag die EKD-Gliedkirchen übermorgen begehen? Der 10. Sonntag nach Trinitatis ist traditionell der „Israelsonntag“. Vielen wird er kein Begriff mehr sein. Hatte er in früheren Jahrhunderten eine antijüdische Schlagseite, erinnert er inzwischen an die Verbundenheit zwischen Christen und Juden.

Das scheint in diesen Monaten umso mehr geboten zu sein. Denn während sich unsere Gesellschaft sonst permanent für ihre vermeintlich große Toleranz und Offenheit feiert, ist der Antisemitismus auf dem Vormarsch. Jüdische Studenten erleben an deutschen Hochschulen seit Monaten ein Kesseltreiben. Sogenannte Aktivisten thematisieren keineswegs den Terrorangriff der Hamas auf Israel mit über 1.000 Toten, sondern protestieren lautstark gegen den angeblichen „Apartheitsstaat“ oder „Kindermörder“ Israel. Junge Deutsche jüdischen Glaubens überlegen mittlerweile offen, ob sie nach Israel auswandern sollen.

Diese Entwicklung ist dramatisch, galt doch gerade das nach den Menschheitsverbrechen des Holocaust wiedererwachte jüdische Leben in Deutschland als ein kleines Wunder. Doch die deutsche Gesellschaft hat sich zu lange selbst betrogen. Antisemitismus wurde lange Zeit ausschließlich als Problem aus der rechtsextremen Ecke angesehen. Damit, so glaubte man, habe man doch nichts zu tun.

Doch Judenfeindlichkeit kommt auch im Deckmantel von „Anti-Kolonialismus“ oder dem vermeintlichen Einsatz für unterdrückte Völker daher. Antisemitismus hatte immer auch eine ausgeprägt linke Schlagseite. Und die anhaltende Zuwanderung aus muslimischen Ländern verschärft den Judenhass zusätzlich. Auch das stellt weit verbreitete Narrative infrage, demnach Integration quasi ein Selbstläufer sei. Ein Israelsonntag, der eine ehrliche Bestandsaufnahme will, sollte dies thematisieren.

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Autor:

Oliver Gierens

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