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Freitag vor 1
Unsere Seite 1 - Schlaue Vorfahren

Der Advent ist eine furchtbare Zeit. Das fand ich als kleines Kind, denn es dauerte ewig, ehe endlich Weihnachten war. Das fand ich als Schulkind, als Jugendliche und dann erst recht als Erwachsene, aber aus gegensätzlichem Grund: Die Zeit vergeht so schnell, dabei ist noch unendlich viel bis Weihnachten (und Jahresende) zu erledigen. Ob das unseren Urahnen auch so ging und sie deshalb den Advent zur Zeit der Buße machten?
Ich bin überzeugt, dass religiös begründete Rituale einen praktischen Kern haben, der sich vermutlich über die Jahrhunderte verlor. Die Fastenzeit vor Ostern beispielsweise dürfte es frühen Generationen vermutlich erleichtert haben, trotz zur Neige gehender Vorräte und beginnenden Hungers am Ende des Winters das Saatgetreide nicht aufzuessen, das tragende Mutterschaf nicht zu schlachten, sondern auszuharren, bis Aussicht auf neue Nahrung besteht. Diese Enthaltsamkeit einfach nur aus Vernunft zu üben, ist schwer. Das merken wir, die echten Hunger nicht kennen, ja schon beim temporären und selbst gewählten Verzicht auf Schokolade. – Ganz schön schlau, die Idee mit dem Fasten, oder?
Nun fabuliere ich weiter: Buße tun, Enthaltsamkeit üben im Advent war wohl ebenso in jenen Zeiten sinnvoll. Zwar waren die Scheuern voll, die Tiere gerade geschlachtet, die nicht durch den Winter gefüttert werden, sondern als Nahrung für die karge Jahreszeit dienen sollten. Da war die Versuchung groß zu schlemmen und die Vorräte vor der Zeit aufzubrauchen. Mit der Mahnung zu Buße und Einkehr als Vorbereitung auf das die Geburtsfeier Christi war es leichter, mit Vernunft und maßvoll zu essen. Denke ich mir. Vermutlich kam auch unseren schlauen Vorfahren der Advent so quälend lang vor wie mir als kleinem Kind.
Der Jahresendstress, der mir mittlerweile den Advent verleidet, ist eine Erfindung jüngerer Zeit. Gut, wenn wir versuchen, ihn abzustreifen - indem wir uns einfach auf Weihnachten freuen und weder in die Geschenke- noch Weihnachtsbraten-Rituale drängen lassen. Wie das geht, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Glaube+Heimat.
Viel Freude bei der Lektüre wünscht
Renate Wähnelt

Unsere Themen:

  • Weihnachtsfreude wiederfinden: Werner Tiki Küstenmacher hat mit «Simplify your life» einen Welt-Bestseller geschrieben. Er verrät, wie wir beim Fest der Liebe "abrüsten" können.
  • Alles wird teurer, das Herz bleibt: Im "Restaurant des Herzens" in Erfurt gibt es für einen Euro eine warme Mahlzeit für Menschen in finanzieller Not.
  • Wo der heilige Bimbam wohnt: In Jena; die erzgebirgische Figuren-Sammlung von Familie Klinger ist einzigartig und viel mehr ist als bloße Adventsdeko.

Außerdem:

  • Komme, was wolle: In unserer Adventsserie geht es unter anderem um Mut als einen Kerngedanken der christlichen Tradition. Mut ist der Bruder der zeitgeistlichen Depression, und er hilft ihr mit göttlichem Humor auf.
  • Abschied und Willkommen: Ende November wurde der langjährige Magdeburger Domkantor Barry Jordan verabschiedet. Sein Amt übernahm Christian Otto.
  • Ein unbezahlbares Geschenk: Gemeindemitglieder aus Oranienbaum-Wörlitz, Dessau-Mildensee, Sollnitz-Kleutzsch, Riesigk, Rehsen und Horstdorf packen Weihnachtspäckchen für Senioren in Pflegeheimen, die sonst zum Fest gar nichts bekommen würden.
Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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