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Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Was sonst noch geschah

G+H Nr. 36 vom 4.9.2022 | Foto: Screenshot G+H
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Ich bin "lost". Wörtlich übersetzt, bedeutet der englische Begriff "verloren". Natürlich bin ich als getaufter und wiedergeborener Christ nicht wirklich verloren. In der Jugendsprache ist damit jemand gemeint, der ahnungslos, unsicher oder unentschlossen ist. Genau genommen treffen auf mich gerade alle drei Adjektive zu. 
Ach so, ich muss noch vorausschicken, dass ich gerade in der badischen Metropole Karlsruhe zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen bin. 
Auch wenn sich das Pressezentrum im 19. Stockwerk des Karlsruher Landratsamtes befindet, einen Überblick über das Geschehen auf Ebene Null im Kongresszentrum hat man von hier aus nicht wirklich. In der öffentlichen Wahrnehmung, wenn die Weltkirchenkonferenz überhaupt außerhalb kirchlicher Kreise wahrgenommen wird, scheint es nur zwei Themen zu geben. Die Haltung der Russisch-Orthodoxen Kirche zum Krieg in der Ukraine und  vermeintliche oder tatsächliche antisemitische Stimmen im ÖRK. 
Tatsächlich erlebe ich auf dem Gelände des Kongresszentrums etwas ganz anderes. Christen aus der ganzen Welt begegnen sich, tauschen sich aus und diskutieren über die Themen unserer Zeit. Wir verständigen uns in der Weltsprache englisch oder überwinden sprachliche Hürden mit Händen und Füßen. Einig sind wir im Glauben und mit dem Motto "Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt". Da wird gemeinsam Gottesdienst gefeiert, gesungen und gebetet. Vertreter von 352 Kirchen aus 120 Ländern bringen ihre Traditionen und Formen ein. Das ist bunt, spontan, bewegend, wunderbar. Von der Predigt, in arabischer Sprache gehalten, verstehe ich kein Wort. Trotzdem bin ich berührt. Wer sagt denn, dass mich der Heilige Geist nur über den Verstand erreichen kann. 
In der Netzwerk-Zone spreche ich mit vielen Menschen. Und ich treffe die Teilnehmer aus Mitteldeutschland, die wir im Vorfeld der Weltkirchenkonferenz zu ihren Erwartungen befragt haben. Ausnahmslos alle sind erfüllt und beeindruckt von den vielfältigen Begegnungen. Ich frage mich, wie wir alle Eindrücke in die nächste Ausgabe mitnehmen können. Aber soweit sind wir ja noch lange nicht. Die Vollversammlung dauert bis 8. September. Jetzt wünsche ich erst mal gute Lektüre mit der aktuellen Ausgabe. Und ich halte Sie auf dem Laufenden, wie und ob sich mein Aggregatszustand "lost" verändert. 
btw( By the way), was ja so viel wie "übrigens" heißt, noch eine äußerst erfreuliche Nachricht, die unsere Kolumne betrifft. Facebook hat gezählt und hier ist das Ergebnis: 

Vielen  Dank fürs Lesen und Teilen. 

Unsere Themen

  • Von Großvargula zum Weltrat: Mitteldeutschland im Weltkirchenrat: Lydia Fellmann ist Delegierte bei der Vollversammlung des ÖRK. Mit der Pfarrerin aus Großvargula (Kirchenkreis Mühlhausen) sprach Susanne Sobko.
  • Süd gegen Nord: Die Europäer sind im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in der Minderheit. Kirchen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens stellen die Mehrheit der Mitglieder des Gremiums, das sich in diesen Tagen in Karlsruhe zu seiner Vollversammlung trifft.
  • Kalt, Nacht für Nacht: Naftali Fürst war zwölf Jahre alt, als er im April 1945 im KZ Buchenwald befreit wurde. Er hat lange geschwiegen. Heute appelliert er an Alte, sich zu erinnern, und an Junge, zu fragen. Im September kommt er zu den Achava Festspielen nach Weimar.

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G+H Nr. 36 vom 4.9.2022 | Foto: Screenshot G+H
Autor:

Willi Wild

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