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Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Wo war ich und wenn ja mit wie vielen?

G+H Nr. 45 vom 8. November 2020  | Foto: G+H

Ob Schulterpolster oder Schlaghosen - alles kommt irgendwann wieder. Jetzt in der Pandemie erlebt vieles eine Renaissance, was zuvor schon als leicht angestaubt abgestempelt war. Spaziergänge zum Beispiel oder Spieleabende mit der Familie. Was wir gelernt haben bisher: Das Analoge soll im Lockdown ja irgendwie therapeutische Wirkung haben. Klar, dass da das nächste große Ding nicht lange auf sich warten lässt. Im Herbst 2020 ist Tagebuchschreiben en vogue. Na dann!

Das Tagebuch hat eine lange Geschichte. Wikipedia weiß, dass seine Ursprünge - wie sollte es anders sein - in der Antike zu finden sind. Die assyrischen Tontafelkalender aus dem sechsten Jahrhundert zum Beispiel enthalten Notizen über Marktpreise oder Wetterverhältnisse. Im Mittelalter sind es die Chroniken oder auch die Aufzeichnungen von Mystikerinnen wie Mechthild von Magdeburg, die zum Vorreiter des Tagebuchs werden. Was folgt: Große Literaten wie Goethe, die für die Nachwelt bestimmt Seite um Seite füllen, bis schließlich das Internet das Bloggen (das Führen eines Online-Tagebuchs) zu einem neuen Berufszweig macht.

Und nun hat das Gesundheitswesen das Tagebuch für sich entdeckt. So geschehen in Jena. In dieser Woche hatte die Stadt ihre Bürger dazu aufgerufen mit einem Corona-Tagebuch das Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung der Infektionsketten zu unterstützen. Zugegeben, das "diarium coronae", das auf der Internetseite der Stadt zum Download zur Verfügung steht, ist in etwa so aufregend wie ein Migränekalender. Naturgemäß erfasst es nur die Fakten: Wo war ich und wenn ja mit wie vielen? Die nüchterne Tabelle in schwarz-weiß zum Selbstausdrucken ist wohl das zeitgeistige Kontrastprogramm zur eigentlichen Tagebuchidee. Wer selbst Tagebuch schreibt, weiß: Einmal ein altes Heft aufgeschlagen, sind schnell ein paar Seiten gelesen. Es sind die alltäglichen Begebenheiten, die kleinen Geschichten, die Lebensgeschichte machen. Und sie sind so schnell vergessen. Umso lohnender könnte es sein, ein paar Zeilen aus diesem Jahr festzuhalten - jenseits der Kontakttabelle.

Geschichte ist auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen. Als eigenständige Organisation existierte sie von 1920 bis 2008. Am Sonntag wird in der früheren Bischofskirche, der Georgenkirche in Eisenach, ihrer Gründung vor 100 Jahren gedacht. Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Ausgabe.

Unsere Themen

  • Ein Leben im Pfarrhaus: Magdalena Seifert ist in einer Pfarrfamilie aufgewachsen und später selbst Pfarrerin geworden. Seit einem Jahr ist sie im Ruhestand. Im Gespräch mit Willi Wild blickt sie zurück, gibt Einblicke in ihren Alltag als Gemeindepfarrerin und macht sich Gedanken über die Zukunft der Kirche. 
  • Mit Leib und Seele: Steffen Herbst ist seit 1984 ehrenamtlich in verschiedenen Synoden aktiv. Er war der letzte Präses der thüringischen Landessynode. Bis heute steht Herbst als Mitglied des Präsidiums der EKM-Synode vor. 
  • Glaube und Engagement: Elly Langes berufliche Stationen erzählen von einem bewegten Leben. Der christliche Glaube sei ihr stets ein Kompass gewesen, sagt die heute 95-Jährige. Für ihren ehrenamtlichen Einsatz ist sie nun mit dem Bundesverdienstorden geehrt worden.

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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