Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Zuckerguss und Frieden
Als ich sie in dieser Woche vom Hort abholte, hatte meine siebenjährige Tochter eine Beule unterm T-Shirt. Sie grinste verschwörerisch. "Das ist für den Muttertag, Mama", sagte sie, ruckelte alles zurecht und schaffte es so umständlich wie unentdeckt von meinen Augen das Päckchen nach Hause zu bugsieren. Ich freute mich an ihrer Freude und bin wirklich gespannt, was sie mir am Sonntag auf den Frühstückstisch stellen wird.
Anders als die Blumenhändler und die Süßwarenindustrie mir weiß machen wollen, halte ich den Muttertag für eine ziemlich verzwickte Angelegenheit und stimme der Forscherin Barbara Thiessen zu. Die Professorin
für Soziale Arbeit und Gender Studies an der Hochschule Landshut erinnerte in dieser Woche daran, dass Frauen noch immer den Großteil der Care-Arbeit leisten und Männer sich überwiegend davon fernhalten. Das hat für viele bittere Folgen: Die Bertelsmann Stiftung fand mittels einer Studie heraus, dass Frauen in ihrem Erwerbsleben lediglich etwas mehr als die Hälfte des Bruttoeinkommens erarbeiten, auf das Männer kommen. Für Mütter ist sei diese Lücke noch weitaus größer. Das größte Risiko, in Armut zu leben und zu sterben, haben alleinerziehende Frauen. Und dann kommt also der Muttertag und gießt ein bisschen Zuckerguss über diese Ungerechtigkeiten.
Das stimmt. Und stimmt auch wieder nicht. Denn der heutige Muttertag geht eigentlich auf eine Friedenbewegung der Frauen zurück, erinnert Pfarrer Jeffrey Myers. Demnach forderte schon vor 150 Jahren die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Julia Ward Howe in den USA einen „Mother´s Day for Peace“. Später griff Anna Jarvis aus Philadelphia diese Idee auf und nahm den Todestag ihrer Mutter zum Anlass, einen Dank-Gottesdienst am zweiten Sonntag im Mai 1907 zu feiern. 1914 - dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach - wurde der Muttertag in den USA zum nationalen Feiertag erklärt. Am zweiten Mai-Sonntag soll insbesondere der Mütter gedacht werden, deren Söhne im Krieg gefallen sind.
Nun ist wieder Krieg in Europa und Mütter verlieren ihre Söhne und Töchter. Die Landessynode der EKM hat sich auf ihrer Tagung am vergangenen Wochenende in Naumburg intensiv mit den Fragen von Krieg und Frieden beschäftigt und einen Text dazu veröffentlicht. Hier lesen Sie ihn im Wortlaut:
Erstmals tagte auch die Jugendsynode statt. Ein gelungenes Experiment, findet unser Chefredakteur Willi Wild:
Bettina Schlauraff, Klinikseelsorgerin in Meiningen und Pfarrerin im Pfarrbereich Queienfeld im Kirchenkreis Meiningen, ist von der EKM-Synode zur Regionalbischöfin für den Nord-Sprengel Magdeburg gewählt worden. Sie erreichte bereits im ersten Wahlgang die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Willi Wild hat nach der Wahl mit der neuen Sprengelbischöfin über Erwartungen und Ziele gesprochen.
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Lesestoff
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Autor:Katja Schmidtke |
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