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Freitag, vor eins ...
Unsere Seite 1 - Zum Abstauben bei "Mutta"

Nr. 25 vom 23. Juni 2019 (1. Sonntag nach Trinitatis) | Foto: G+H
  • Nr. 25 vom 23. Juni 2019 (1. Sonntag nach Trinitatis)
  • Foto: G+H
  • hochgeladen von Beatrix Heinrichs

"Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser, als man glaubt ...". Der 80er-Jahre-Hit ist eigentlich eine Liebeserklärung an Grönemeyers Heimat Bochum, die Nachbarstadt des Kirchentags-Hotspots "im Herzen des Reviers", wie es so schön heißt.

Wenn man mal von der Himmelsrichtung absieht - und: Grönemeyer nuschelt ja ohnehin -, könnte diese Zeile genauso gut auf viele andere Städte passen. Zum Beispiel jene, die einmal einen Herzschlag aus Kupfer hatten - oder aus Plaste und Elaste. Wo früher winzige Partikel wie ein Schleier vor der Sonne hingen, hat heute schon so manche Erinnerung eine kleine Staubschicht angesetzt.

Das ändert Katharina Thoms. Die Journalistin ist so etwas wie der Steiger im Bergwerk der Alltagsgeschichte. Ihr Licht: ein Podcast. Mit "Mensch Mutta" kratzt sie die Patina von Erinnerungsbildern, legt Geschichten frei, erzählt Geschichte. Und das so einfach wie genial: Sie spricht mit ihrer Mutter! Die hat ihr halbes Leben in der DDR verbracht. Ein ganz normales Leben, dachten beide lange Zeit. Im Gespräch zeigen sich dann die kleinen Besonderheiten in der Vergangenheit der Alleinerziehenden aus Berlin: die Arbeit im katholischen Ferienheim für Kinder, der von der Tante aus Kanada bezahlte Farbfernseher oder die verschlafene Nachricht vom Fall der Mauer. In sieben Episoden trägt Thoms die Anekdoten der Mutter zusammen, gleicht sie ab mit dem eigenen Leben. Man hat das Gefühl, als würde man mit am Küchentisch sitzen, lacht mit den beiden, ist gespannt, was Mutta antwortet, wenn die Tochter noch einmal kritisch nachhakt. Persönlich und kurzweilig, humorvoll und mit Liebe zum Audio produziert ist diese Geschichtsstunde zum Streamen.  Am Mittwoch hat "Mensch Mutta" den Grimme Online Award in der Kategorie Kultur und Unterhaltung gewonnen - zu Recht.

Zu den Frauen, die lange vor Thoms, Licht ins Dunkel brachten, gehören auch Jutta, Mechthild und Madeleine. Um die Mystikerinnen, ihr Leben und ihre Glaubenserfahrungen geht es in dieser Woche in der Kirchenzeitung. Viel Freude beim Lesen! 

Unsere Themen:

  • Alte Meisterinnen und moderne Mystik: Jutta von Sangerhausen, Mechthild von Magdeburg und Madeleine Delbrêl
  • Quelle der Inspiration: Dritte Meister-Eckhart-Tage in Erfurt
  • Perlen jüdischer Musik: Leipziger Synagogalchor hält das Erbe lebendig

Außerdem:

  • Estland: Wo jeder Deutsche »Sachse« heißt

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Autor:

Beatrix Heinrichs

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