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Vorsicht, wenn wir im Überschwang die Welt retten wollen

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Römer 8, Vers 14

Die sich vom Geist Gottes leiten lassen« – diese Übersetzung ziehe ich vor. Wir glauben, dass der Geist Gottes, der schon bei der Schöpfung der Welt anwesend war (1. Mose 1,2) und »den Erdkreis erfüllt« (Weisheit 1,7), unter dessen Artikel im Glaubensbekenntnis die »Auferstehung der Toten und das ewige Leben« stehen, in unserm Leben und unserer Person (Leib als »Tempel des Geistes«, 1. Korinther 6,19) ebenso wie in der Kirche anwesend ist und wirkt.
Wie er das tut, bleibt geheimnisvoll und wird schon im Neuen Testament unterschiedlich beschrieben: Führt er in der Apostelgeschichte seine Missionare von Erfolg zu Erfolg, so ist er in den Briefen des Paulus in Bedrängnis und Not (2. Korinther 1,3.10) anwesend und kann seine Kraft sogar im Anschein des Gegenteils verbergen (2. Korinther 12,9). Lassen wir beides stehen, so sind Wunder wohl eher selten, auch wenn es sie gibt. Der Gott, bei dem »kein Ding unmöglich ist« (Lukas 1,37), bevorzugt in der Regel die möglichen Dinge und kann so im Möglichen Wunderbares, ja »Unmögliches« bewirken. Geduld, wo jemand sie längst aufgegeben haben könnte. Oder unscheinbare, aber wunderbare Treue. Oder Hoffnung, die trotz gegenteiliger Erfahrung unzerstört bleibt.
Natürlich sollen und dürfen wir Gott alles zutrauen, uns selber aber eben gerade nicht. »Meine Wege sind nicht eure Wege« (Jesaja 55,8 f), dieser schmerzliche Unterschied bleibt immer bestehen. Darum ist Vorsicht geboten, wo wir im Überschwang die Welt retten wollen. Nirgendwo, leider, steht in unserer Bibel geschrieben, dass wir das je tun werden. Wir können immer tun, was jetzt vernünftig und nötig erscheint, und erfahren oft genug, dass es neue, vorher ungeahnte Probleme schafft. Den Graben, der uns vom Paradies trennt, können wir nicht füllen.
»God (nicht: »we«! ) shall overcome«, wie auch immer das geschehen wird, ist von daher das letztgültige christliche Lied. Das macht demütig und nötigt uns, Großes von Gott zu erwarten in der Hoffnung, »dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen« (Römer 8,28).
Ulrich Placke, Pfarrer i. R., Weimar

Autor:

Online-Redaktion

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