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Wenn’s besser werden soll
Das neue Schuljahr beginnt für unseren großen Sohn mit dem Start an einer weiterführenden Schule. Ungewöhnlich hoch ist hier die Auswahl an Gymnasien.
Von Mirjam Petermann
Über 60 Prozent der Schüler in Eisenach besuchen eins der drei Gymnasien. Wir waren bei der Entscheidung unvoreingenommen. Letztlich war fürs Kind ein großer Sportplatz und die Wahl, die sein bester Freund getroffen hat, ausschlaggebend. Der entschied sich für das Haus, in dem schon seine Eltern Abitur machten.
Über diese Schule war in den vergangenen Wochen wenig Gutes in der Lokalpresse zu lesen: zu wenig Räume für zu viele Schüler, unsanierte Böden im Speisesaal, sodass die Essenversorgung auf dem Flur stattfindet, ungestrichene Räume.
Das Problem ist: Es schockt niemanden mehr. Jeder kennt die schlechten Zustände in Schulen aus der eigenen Stadt, von den eigenen Kindern und Enkeln. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Schultoiletten schlimmer aussehen als Dixi-Klos auf einem Festival. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Stunden ausfallen und Verpasstes auf eigene Kosten in der Freizeit nachgearbeitet werden muss. Kindern wird ständig gesagt, dass Schule wichtig sei, aber bei Investitionen stehen die selten oben auf der Prioritätenliste. Vom Einsatz für sichere Lernbedingungen in der Pandemie ganz zu schweigen.
Am Wochenende besuchte ich das erste Mal Altenburg. An der Fassade der dortigen Martin-Luther-Schule steht der Spruch: „Bei den Kindern muss angefangen werden, wenn es im Staate besser werden soll.“ Klingt nach alter Binse, die eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber es doch nicht ist. Statt Schulwände sollte der Spruch zur Mahnung lieber die Fassaden der Bildungsministerien im Land zieren.
Autor:Online-Redaktion |
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