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Wir fragen Sie
Wissen, was so läuft

Nie sollst du mich befragen: Gleichwohl ließ sich Elsa dazu hinreißen, selbiges zu tun, und Lohengrin antwortete ihr dann doch ausführlich in der gleichnamigen Oper. Hilfreiche Antworten werden auch von der Leserbefragung erwartet.

Von Willi Wild

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) tut es, seine Vorgängerin Christine Lieberknecht (CDU) auch: Sie lesen "Glaube + Heimat". Der bekennende Protestant Ramelow, der sich gern als frommer Kieselstein im Schuh seiner Partei bezeichnet, findet in der Kirchenzeitung Inhalte, die es woanders nicht gibt.
Vermutlich interessiert ihn auch, was die größte organisierte zivilgesellschaftliche Gruppe, die der Kirchenmitglieder, bewegt. Für Lieberknecht gehörte "Glaube + Heimat" schon vor ihrer politischen Karriere zur Familie. Im Hause Determann, so ihr Geburtsname, flattert die Zeitung seit Generationen jede Woche in den Briefkasten.

Um herauszufinden, wie die weiteren 20 000 Leser über die fast 100-Jährige denken, wurde eine Leserumfrage in Auftrag gegeben, die in ihrem Umfang in der Zeitungsgeschichte einmalig sein dürfte. Der Fragebogen ist dieser Ausgabe beigelegt. In einer Potenzialanalyse soll ferner ermittelt werden, welche evangelischen Kirchenmitglieder in der EKM und der Landeskirche Anhalts zukünftig als Leser in Frage kommen.

Die Befragung verantwortet Stefan Bischoff von einem Leipziger Unternehmen für Marktanalysen. Für einen repräsentativen Querschnitt werden mindestens 500 Stimmen benötigt, nach Alter und Geschlecht sowie weiteren Kriterien im Verhältnis der Bevölkerungsstruktur ausgewählt. Je mehr sich an einer Umfrage beteiligen, desto aussagekräftiger wird das Ergebnis, erklärt Bischoff. Um das Interessentenpotenzial für kirchliche Publizistik zu ermitteln, werden die evangelischen Kirchenmitglieder in Mitteldeutschland zu Grunde gelegt – etwa eine Million Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Um die Erwartungen und Bewertungen derjenigen zu erfahren, die bereits Leser sind, bekommen neben den Abonnenten die registrierten Nutzer im Gemeindebriefportal „meine-kirchenzeitung.de“ einen Online-Fragebogen. Abgesehen von Leserbriefen, gibt es sonst wenige Möglichkeiten, das inhaltliche Angebot der Kirchenzeitung bewerten lassen zu können. Als Redaktion erhoffen wir uns von der Studie Aufschluss, wie nah wir an Ihnen, nüchtern „Zielgruppe“ genannt, sind. Stefan Bischoff ist sich bewusst, wie schwierig es ist, Glauben und Spiritualität abzufragen: „Das ist etwas anderes, als einen Schokoriegel zu bewerten.“

Der Empirie-Fachmann sieht im Medienbereich einen Trend zu spezifisch ausgerichteten Produkten und damit auch eine Perspektive für die Kirchenzeitung. Entscheidend wird seiner Meinung nach der technische Übergang von der gedruckten Zeitung zum digitalen Angebot. Spannend sei für ihn im Ergebnis der Umfrage, welche Erwartung potenzielle Leser an „Glaube + Heimat“ haben.

Sicher wird man mit dem Ergebnis der Untersuchung nicht alle Bedürfnisse berücksichtigen können. Dem einen ist die Kirchenzeitung zu kritisch, der anderen nicht kritisch genug. Das Verhältnis zwischen journalistischen Inhalten und theologisch-geistlichen Beiträgen wird auch zukünftig nicht alle Leser restlos zufriedenstellen. Dazu ist die „Jahrhundertaufgabe“, wie die Theologin Johanna Haberer den Spagat der evangelischen Publizistik nennt, zu umfangreich.

Aber gerade wegen ihrer „publizistischen Spagathaltungen“ hält die Professorin für christliche Publizistik regionale Kirchenzeitungen für unersetzbar: „Sie verbinden kritische journalistische Berichterstattung über die Institution auf Kirchenkreis- und landeskirchlicher Ebene mit Erbauung, theologischer Reflexion und unterhaltsamen Elementen. In dieser Spannung sind sie publizistisch nicht einholbar“, so Haberer.

Die Brückenfunktion und der Gemeinschaftsgedanke sollte nicht unterschätzt werden. So schreibt uns Pfarrerin Dorit Lau-Stöber aus Möringen im Kirchenkreis Stendal: „Ich möchte wissen, was in den anderen Kirchenkreisen unserer Landeskirche so läuft. Es ist spannend zu lesen, welche Projekte andernorts umgesetzt werden.“

Autor:

Online-Redaktion

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