Nächstenliebe
Bei Kälte verstärkt auf Obdachlose achten
Angesichts der zunehmenden Kälte in Deutschland sollten Passanten laut einer Caritas-Expertin verstärkt auf obdachlose Menschen achten. "Wir sollten auf der Straße hinschauen, die Menschen höflich ansprechen, und wenn jemand nicht ansprechbar ist, den Rettungsdienst rufen", sagte die Leiterin der Berliner Caritas-Krankenwohnung für Obdachlose, Bianca Rossa. "Damit können wir Leben retten."
Neben dem Kältetod drohen Obdachlosen vor allem Erfrierungen an Händen und Füßen sowie Lungenentzündungen. In Berlin leben tausende Menschen auf der Straße, die letzte Straßenzählung im Jahr 2020 ergab mindestens 2.000. In ganz Deutschland sind es laut Studie mindestens 37.400 Menschen.
Grundsätzlich sei es wünschenswert, ein freundliches Wort für Obdachlose zu haben, so Rossa weiter. "Je häufiger sie höflich angesprochen werden, desto eher sind sie vielleicht bereit, eine Kältehilfe-Einrichtung aufzusuchen." Sie wies auch darauf hin, dass es für Menschen, die auf der Straße leben, nicht immer leicht sei, dieses Angebot anzunehmen. "Wer einen einigermaßen geschützten Schlafplatz unter einer Brücke und dort all seine Sachen hat, der gibt den nicht gerne auf." Empfehlenswert sei auch, Obdachlose, die etwa vor einem Supermarkt sitzen, vor dem Einkauf zu fragen, was man ihnen mitbringen könne, etwa einen heißen Tee. Das sei sinnvoller, als irgendetwas zu kaufen.
Die Kältewelle mache sich auch bei ihrer Arbeit bemerkbar, so die Gesundheits- und Pflegemanagerin. Die Caritas-Krankenwohnung habe seit zwei Wochen großen Zulauf: "Wir haben lange Wartelisten, noch länger als sonst." Von Krankenhäusern und Einrichtungen für Wohnungslose gebe es zur Zeit eine hohe Nachfrage nach Plätzen.
In der Einrichtung, die es seit fast fünf Jahren gibt, können sich erkrankte Obdachlose erholen. In Berlin ist das Angebot des Wohlfahrtsverbands nach eigenen Angaben einzigartig. Die Wohnung wird hauptsächlich von der Senatsverwaltung für Gesundheit sowie der Caritas finanziert. 20 solcher Plätze bietet die Berliner Caritas an, ähnliche Einrichtungen gibt es auch in München und Hamburg. (kna)
Autor:Katja Schmidtke |
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