Anzeige

50 Jahre Verband «Bioland»
Christliche Bauern gaben den Anstoß

"KäseBrot", der Stand von Bioland-Bauer Oeffner aus Pommersfelden auf dem Markt im fränkischen Bamberg  | Foto: epd-bild/Caro Goettlicher
  • "KäseBrot", der Stand von Bioland-Bauer Oeffner aus Pommersfelden auf dem Markt im fränkischen Bamberg
  • Foto: epd-bild/Caro Goettlicher
  • hochgeladen von Online-Redaktion

Bio" kennt heute jeder. Das war nicht immer so. Als im April 1971 die ersten Biobauern den «Bioland»-Verband gründeten, wollten sie den Schalter in der Landwirtschaft umlegen.

Von Susanne Lohse

Erfahrungen oder wissenschaftliche Belege, wie ein Feld ohne chemischen Dünger zu bewirtschaften wäre, fehlten. «Die Landwirte waren Pioniere, die allseits belächelt wurden», sagt der Präsident von «Bioland e.V.» in Mainz, Jan Plagge.

Heute zählt der Verein rund 10 000 landwirtschaftliche Betriebe zu seinen Mitgliedern. Es gibt Vertretungen in jedem Bundesland sowie in Südtirol. «Es waren überwiegend Familien, die aus ihrem christlichen Glauben ihre Höfe zu Biohöfen entwickelten», erinnert Jan Plagge an die Anfänge des Verbandes, dem er seit 2011 vorsteht. Die nach dem Zweiten Weltkrieg gängigen Anbaumethoden der industriellen Landwirtschaft widersprachen einem an Wahrung der Schöpfung und Wertschätzung orientierten Weltbild.

"Die Europäische Union strebt bis 2030 einen 25-prozentigen Anteil von Bioprodukten an"

Pflanzenschutzmittel, die in der Muttermilch nachgewiesen wurden, Milchseen und Butterberge sorgten zunehmend für Unbehagen bei der Umwelt- und Anti-Atomkraftbewegung der 1970er-Jahre. Ihr Ziel waren hochwertige, landwirtschaftliche Erzeugnisse, einhergehend mit Wertschätzung für Bäuerinnen und Bauern.

Ein Vorbild fanden die neuen Biobauern in dem Schweizer Ehepaar Müller-Bigler. Der Agrarpolitiker und seine Gattin Maria Bigler gelten als Wegbereiter der ökologischen Landwirtschaft. Bereits in den 1940er- und 1950er-Jahren entwickelten sie Grundlagen für den organisch-biologischen Landbau. An ihren Erkenntnissen orientierte sich sowohl die biodynamische, anthroposophische Bewegung in der Landwirtschaft, aus der später «Demeter» wurde, als auch «Bioland».

Die Initiatoren von «Bioland» haben in den zurückliegenden fünf Jahrzehnten einen ganzen Wirtschaftszweig angestoßen. Biowaren gibt es längst nicht mehr nur im Naturkostladen. Selbst Discounter werben mit Bio, ja mit «Bioland».

«Ich bin da geteilter Meinung», sagt an diesem Punkt der Biobauer Helmut Petrik aus Pfinztal in Baden-Württemberg. Einerseits, so Petrik, erreiche man über den Vertrieb von Bioprodukten im Discounter mehr Kunden und Kundinnen. Andererseits unterwerfe man sich damit dem Preisdiktat der großen Lebensmittelkonzerne. Das sei gerade für kleine Betriebe existenzbedrohend. «Nirgendwo in Europa haben Lebensmittel einen so geringen Wert wie in Deutschland», sagt der Landwirt.

Helmut Petrik war einer der ersten Biobauern im Landkreis Karlsruhe. Den elterlichen Hof führt er seit 1987 als Biohof. Zusammen mit anderen Bauern aus der Region gründete er die «Bioland»-Regionalgruppe Karlsruhe. «Wir haben damals viel voneinander gelernt», sagt er.

Der Landwirt handelte aus innerer Überzeugung. Ihm gehe es darum, Böden fruchtbar zu erhalten, anstatt sie zu verdichten, auf chemische Pflanzenschutzmittel zu verzichten, die Mehrarbeit der Bauern fair zu bezahlen. Auf 60 Hektar Fläche baut Petrik mit seinem Team Gemüse, Kartoffeln, Getreide und Sojabohnen an. Als Dünger dient der Mist der hofeigenen Rinder und Ziegen.

Die Tiere leben, den Richtlinien für Tierwohl des «Bioland»-Verbandes entsprechend, ganzjährig auf der Weide. Der Verein kontrolliert einmal im Jahr, ob die Haltungsbedingungen eingehalten werden, und ob die Tiere bei guter Gesundheit sind. Der Verband vergibt sein Siegel nur unter Einhaltung der strengen Richtlinien für Pflanzenbau, Tierhaltung und Verarbeitung.

In Deutschland gibt es mit zehn Prozent Anteil an Bio-Produkten noch Luft nach oben. In Österreich macht «Bio» 30 Prozent, in Schweden 20 Prozent der Produkte aus. Die Europäische Union strebt bis 2030 einen 25-prozentigen Anteil von Bioprodukten an. Es gebe viele Betriebe, die bereit seien, umzusteigen, so Plagge.

 (epd) 

Autor:

Online-Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

35 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.