Nachgefragt
Das Beste, was man geben kann
Christoph Kähler wurde am 10. Mai 1944 in Freiberg/Sachsen geboren. Er absolvierte eine Lehre als Elektromonteur und studierte in Jena und Greifswald Theologie. Nach dem Pfarramt in Leipzig übernahm er eine Professur für Neues Testament in Leipzig. Von 2001 bis 2008 war er Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Willi Wild hat den Theologen am Rande der Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag gesprochen.
Zunächst herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen zum 80. Geburtstag. Wie geht es Ihnen?
Christoph Kähler: Danke, mir geht es gut. Ich bin von vielen netten Menschen begleitet und freue mich über zwei Urenkel, der dritte ist unterwegs. Ich bin dankbar, Arbeiten abschließen zu können und nicht noch vieles Weitere bewegen zu müssen. Ich habe noch vor, unsere Familiengeschichte fortzuschreiben, die den Kindern und Enkeln ihre Herkunft vor Augen führen soll.
Sportlich sind Sie auch unterwegs, wie ich hörte?
(lacht) Ja, Fahrradfahren gehört zum Leben.
Wie blicken Sie heute auf die Kirche, deren Zusammenschluss Sie maßgeblich befördert haben? Wie sehen Sie die EKM heute?
Ich finde nach wie vor, dass es gut war, so wie wir gehandelt und schwindende Kräfte gebündelt haben. Ich wünsche mir, dass es ähnlich weitergehen kann. Auch die Nächsten werden schwierige Entscheidungen treffen, die ich nicht mehr überblicken und nicht kommentieren kann. Aber ich habe das Vertrauen, dass weiterhin nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne unserer Gemeinden gearbeitet wird.
Bischof Huber hat den Zusammenschluss zur EKM als beispielgebend und nachahmenswert für die Kirchenbünde der EKD bezeichnet. Hier hätte man gezeigt, wie es geht. Sehen Sie das auch so?
Jede Generation muss prüfen, welcher Rahmen zu den anstehenden Aufgaben passt. Ich bin schon zufrieden, dass die lutherischen Kirchen (Anm. d. Red. VELKD), die lange Zeit in einem eigenen Haus in Hannover gearbeitet haben, dort jetzt in einem Kirchenamt gemeinsam mit der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und der EKD unter einem Dach arbeiten. Das befördert die Zusammenarbeit in den drei Kirchenbünden erheblich.
Im Lehrtext der Herrnhuter Losungen steht an Ihrem Geburtstag ein Vers, der als Antwort Jesu auch auf die aktuelle Situation der Kirchen interpretiert werden kann. „Jesus spricht: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lukas 12,32). Wie schätzen Sie angesichts des Mitgliederschwunds die Zukunft der Kirche ein?
Es belastet mich durchaus, dass Menschen uns verlassen und anderswo Halt und Geborgenheit suchen. Dabei zweifle ich sehr, ob und wie sie das finden werden.
Auf der anderen Seite haben wir das Beste, was Menschen im Leben und im Sterben helfen kann. Ich meine damit das Vertrauen, dass wir unser Leben nicht uns selbst verdanken, sondern der Güte Gottes, die wir in vielen Menschen und Entwicklungen erleben. Für mich sind diese Erfahrungen das Beste, was wir weitergeben können. Das sollten wir tun.
Autor:Online-Redaktion |
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