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Die 4 Sonnenuhren
Der Pfarrer Christian Webel und die 4 historisch interessanten Sonnenuhren von Gorsleben

Foto: Urheberrecht: Ines Telle
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In den Jahren 1693 bis 1703 wurden in Gorsleben vier Sonnenuhren geschaffen, die bis heute an verschiedenen Gebäuden zu bewundern sind.
1693 trat Christian Webel, ein ehemaliger Rektor der Lateinschule in Querfurt, seine Tätigkeit als Pfarrer in Gorsleben an. Gemeinsam mit seiner 28-jährigen Frau Rosina Dorothea, geborenen Thümmel, und ihren fünf Kindern bewohnte er das Pfarrhaus im Hanfsack. Leider verstarb Rosina Dorothea bereits drei Monate nach ihrer Ankunft. 1695 heiratete Webel erneut. Seine zweite Frau, Martha Sophie Franke, schenkte ihm weitere sieben Kinder. Tragischerweise starben drei seiner kleinen Töchter innerhalb von nur fünf Tagen an einem katarrhalischen Fieber. Dieses schwere Schicksal, das ihm in Gorsleben widerfuhr, mag Webel in seinen Überlegungen über den Tod bestärkt haben, weshalb er in den von ihm bewohnten Gebäuden und an der Kirchhofmauer Sonnenuhren anbringen ließ.
1. Älteste Sonnenuhr von Gorsleben
Diese Sonnenuhr befindet sich am ehemaligen alten Pfarrhaus im Hanfsack Nr. 110, das im 17. Jahrhundert stammt. In diesem Haus  war der 1. Wohnsitz des Pfarrer Webel mit seiner Familie. Bereits nach 4 Wochen dortigem Aufenthalt  starben seine 28jährige Frau Rosina Dorothea an Bronchialfieber und  wenige Jahre später seine drei Töchter ebenso.
2. Sonnenuhr in der Dorfstraße 10, 2. Wohn-/Pfarrhaus von Pfarrer Christian Webel
Dieses Haus war einst dass ehemalige Vikariatisgebäude des Vikariats St. Trinitatis. Pfarrer Webel fand es in schlechten Zustand vor und baute es 1713  quasi wieder neu auf und lies auch hier eine Sonnenuhr anbringen. In diesem Haus lebte er mit seiner zweiten Frau Martha Sophie Franke und seinen neun Kindern aus erster und zweiter Ehe. Über dem Hauseingang steht eine lateinische Inschrift, die ins Deutsche übersetzt lautet: „Dieses Haus hat einst der Vikar bewohnt. Der Hirte, Pastor Webel, hat es für sich neu gebaut. Möge der Allmächtige alles Böse von diesem Haus fernhalten.“
3. Sonnenuhr in der Dorfstraße 8, ehemaliges kirchliches Gebäude
Diese Sonnenuhr ist an einem ehemaligen kirchlichen Gebäude - vermutlich hat es zum Vikariat St. Trinitatis gehört - angebracht, in welchem einst der Sohn und Substitut von Christian Webel  Christian Gottlob Webel lebte. Dieser übernahm nach dem Tod von Christian Webel das Pfarramt in Gorsleben.
4. Sonnenuhr an der gotischen Eingangspforte zum Kirchhof der Bonifatius-Kirche in Gorsleben
Die Sonnenuhr, die 1698 auf Anregung von Pastor Webel und dem Steinmetzkünstler A. Borns im barocken Stil entstanden ist, zeigt ein Relief mit dem Sensemann, einer Sanduhr und einem Spieß (Polstab). Auf der Sonnenuhr finden sich die lateinische Inschrift  „EXTREM  HISTORISCH  WICHTIG“  sowie die deutsche Inschrift: „Unsere Lebenszeit verfleucht wie ein schneller Schatten weicht.“ Der Sensemann, auch als Gevatter Tod bekannt, ist eine Allegorie des Todes, die ihren Ursprung im Mittelalter hat. In Zeiten großer Seuchen war der Tod ein ständiger Begleiter. Der „Totentanz“ wurde bald in der Kunst populär, in den unterschiedlichsten Darstellungen.
In früheren Zeiten war der Schnitter ein wandernder Erntehelfer, der mit seiner Sichel oder Sense dafür sorgte, dass die Ernte rechtzeitig eingebracht wurde. Die Darstellung eines Skeletts, das diese Arbeit verrichtet, ist unmissverständlich, und die Kombination mit der Sanduhr als Symbol der Zeit verstärkt die Botschaft.
Als Pfarrer musste Christian Webel an dieser Eingangspforte vorbei an den Gräbern seiner Frau und seiner Kinder gehen. Es ist daher nachvollziehbar, dass er die Sonnenuhr an dieser Stelle anbringen ließ.

Christian Webel hat in Gorsleben bildhaft seine Lebensspuren hinterlassen. Über hunderte von Jahren  haben seine hinterlassenen Worte "Unsere Lebenszeit verfleucht wie ein schneller Schatten weicht" nichts an Aktualität verloren.

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Autor:

Ines Telle

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