Bach-Schüler in Mühlhausen
Die Entdeckung eines bisher unbekannten Schülers
Auch die Dörfer der Stadt An der Schmücke weisen eine immense Musiktradition innerhalb des Musiklandes Thüringen auf. Sie bieten quasi eine musikalische Entdeckungsreise zu bekannten und unbekannten Namen der Musikgeschichte von Sethus Calvisius (Gorsleben) und Constantin Christian Dedekind (Reinsdorf) über Franz Stöpel (Oberheldrungen) und Hans Georg Tromlitz (Reinsdorf) zu vielen weiteren Komponisten, Kantoren, Organisten und Orgelbauern an. Die umfangreichen Funde an Adjuvantenchören, die über Jahrhunderte in den Dörfern der Stadt An der Schmücke existierten, sollen hierbei selbstverständlich nicht unerwähnt bleiben.
Bei meiner seit inzwischen über 2 Jahren anhaltenden Archivarbeit zur Musikgeschichte der Dörfer der Stadt An der Schmücke ist mir nun ein besonderer Fund gelungen, welchen ich Ihnen hier in Kürze vorstellen möchte.
Johannes Jacob Carl. In seinem wiederentdeckten handgeschrieben Lebenslauf aus dem Jahre 1716 ist zu lesen, dass er am 21. Mai 1689 in Bretleben bei Artern geboren wurde. Er berichtet, dass er dank der Unterstützung von Wohltätern und Patronen die Akademie zunächst in Mühlhausen und ab 1710 in Frankenhausen besuchen konnte. Zu seinem Aufenthalt in Mühlhausen ist folgendes zu lesen:
„Denn was das Studium der Musik, ganz besonders das der Orgel betrifft, genoss ich sehr den Unterricht des Herrn Bach, des äußerst berühmten Organisten von Mühlhausen.“
Nach dem von Bach erhaltenen Unterricht verfeinerte Johannes Jacob Carl 30 Jahre lang sein erworbenes Können als Kantor in Hauteroda. Seine besonderen Fähigkeiten zeigten sich schon beim Probeantritt als Kantor, so dass der Pfarrer Herold schrieb, "dass er am Karfreitag die Historie von dem Leiden Jesu Christi musizierte und nicht weiß, daß sie auff eine solche Arth mit auserlesenen Chorälen allhier gesungen wurde, darüber nicht alleine ich, sondern auch andere aus der Gemeinde, die ich befraget, ihr sattsam Vergnügen bezeuget."
Es gab nur einen äußerst berühmten Bach-Organisten in Mühlhausen. Johann Sebastian Bach hat während seines Aufenthaltes in Mühlhausen mehrere Kantaten komponiert, so auch die Ratswechselkantate. Diese wurde als 1. Kantate Bachs 1708 in der Ratsbuchdruckerei in Mühlhausen gedruckt und spiegelte somit die herausragende Bedeutung des Werkes und seines Komponisten Johann Sebastian Bach bereits seit dem Jahre 1708 wieder.
Johann Friedrich Bach, der Vetter von Johann Sebastian Bach, war ebenfalls in Mühlhausen als Organist tätig, aber die Bezeichnung "äußerst berühmter Organist von Mühlhausen" ist bis heute ausschließlich für Johann Sebastian Bach genannt.
Ines Telle
Geschichtsforscherin im E.A.
Autor:Ines Telle |
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