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Bilderkirche № 4
Die Kirche Zschorlau im Erzgebirge

Kirche Zschorlau bei Aue | Foto: Aagnverglaser, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=103317712
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  • Kirche Zschorlau bei Aue
  • Foto: Aagnverglaser, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=103317712
  • hochgeladen von Holger Zürch

Wer eine Bilderkirche betritt, legt den Kopf in den Nacken: Gemälde an der Decke des Kirchenschiffs zeigen Personen und Szenen aus der Bibel. Um einige dieser besonderen, auch „Bibelkirchen“ genannten Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die Kirche in Zschorlau bei Aue im Erzgebirgskreis in Sachsen.

Die evangelische Kirche zu Zschorlau ist eine im Kern spätgotische Saalkirche in Zschorlau im Erzgebirgskreis in Sachsen. Sie gehört zur Kirchengemeinde Zschorlau im Kirchenbezirk Aue der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Geschichte und Architektur
Die nahezu in der Dorfmitte gelegene Saalkirche wurde erstmals vor 1413 erwähnt. Ein durchgreifender Umbau mit Erweiterung erfolgte in den Jahren 1652/1653. Umgestaltungen erfolgten in den Jahren 1880 und 1962 im Innern; in den Jahren 1967/1968 wurde die Westseite durch Um- und Anbau völlig verändert.

Das Bauwerk ist ein Putzbau mit dreiseitig geschlossenem Chor, der mit Strebepfeilern versehen ist. Rundbogenfenster mit profilierten Steingewänden erhellen das Innere. An der Südseite ist der Turm über quadratischem Grundriss erbaut, der im Obergeschoss oktogonal ausgebildet und mit einer geschweiften Haube mit Laterne bekrönt ist.

Das Innere wird wesentlich durch die Umgestaltungen der 1960er Jahre bestimmt. Der helle, flachgedeckte Saal ist an drei Seiten von Emporen umgeben. Die kreuzgewölbte Sakristei enthält eine Sakramentsnische, die vermutlich noch aus dem Vorgängerbau stammt und mit einer wohlgestalteten schmiedeeisernen Tür mit rhombenförmig angeordneten, rosettenbesetzten Bändern aus der Mitte des 17. Jahrhunderts versehen ist.

Ausstattung
Ein lebensgroßes spätgotisches Kruzifix aus der Zeit um 1500 ist mit einer Rosshaarperücke gestaltet. Von einem Altar aus der Mitte des 17. Jahrhunderts sind einige Schnitzfiguren erhalten, die ursprünglich Teil einer Kreuzigungsgruppe waren und jetzt auf der Mensa zu Füßen des Kruzifixes aufgestellt sind; zu Seiten des Kruzifixes stehen an der Chorwand Moses und Johannes der Täufer, der auferstandene Christus an der südöstlichen Chorwand bildete vermutlich einst die Bekrönung des Altars, das Kruzifix der Kreuzigungsgruppe befindet sich in der Sakristei.

Dort ist auch ein eigenartiger Taufdeckel zu finden, dem eine achtseitige hölzerne Bildtafel mit einer Darstellung von Gottvater aufgeschraubt ist, die vermutlich von Matthias Krodel dem Älteren stammt; eine gleichartige Bildtafel ist im Pfarrhaus zu Schneeberg zu finden.

Ein barockes Bornkinnel – eine stehende Christkindfigur aus dem Erzgebirge – ist um 1640 entstanden. Ein geschnitztes und gefasstes Auflegekruzifix mit Engelsköpfen an den Kreuzenden und einem Schädel zwischen Girlanden mit Kelch und Kreuz am Kreuzfuß stammt vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Ein ähnliches Auflegekruzifix ist aus Messing getrieben und wurde um 1800 gefertigt.

Acht hochovale bergmännische Sargschilde aus der gleichen Zeit und dem gleichen Material sind mit christlichen Emblemen versehen, die zumeist die Begriffe von Werden und Vergehen symbolisieren, weiterhin eine Salvator-Darstellung, außerdem das Kursächsische und das Zschorlauer Wappen.

Barocke Bilderkirche
Die Kirche hat als kulturhistorische Besonderheit ihre barocke Bilderdecke. Sie wurde im Jahre 2000 wiederentdeckt und seither komplett restauriert. Die Decke ist eine der wenigen erhaltenen Bilderbibeln in Sachsen, in diesem Fall mit 58 Bild-Feldern.

Sie gilt als sprechende Bilderbibel und zeigt Erzengel und Stammväter, große und kleine Propheten des Alten Testaments wie auch Evangelisten und Aposteln des Neuen Testaments. Leider fehlen bislang frei nutzbare Fotos der Bilderdecke, so dass es heute hier bei dieser Beschreibung bleiben muss.

Orgel
Die Orgel hat Pedal, zwei Manuale und 20 Register, sie schuf Orgelbau Jehmlich aus Dresden im Jahr 1971 – im Prospekt (Gehäuse) aus dem Jahr 1629 von Joachim Zschucke.

Zu beiden Seiten der Orgel sind die vermutlich gleichzeitig erschaffenen Bildnisse des Pfarrers Johann Vogelhaupt mit der Jahreszahl 1668 und des Kantors Valentin Görner angebracht, deren Holzrahmen reich mit Beschlagwerk und Engelsköpfchen verziert sind, weiterhin Ölbilder des Pfarrers David Barth um 1750, vermutlich von Johann Gottfried Haase um 1770.

Historisches Wappenschild
In der südlichen Vorhalle ist ein geschnitztes und gefasstes Wappenschild von 1708 zu sehen mit dem Zschorlauer Wappen mit Keilhaue, Seifengabel und Blume.

Koordinaten: 50° 34′ 4,7″ N, 12° 38′ 56″ O

https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Zschorlau
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)

Autor:

Holger Zürch

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