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Judentum
Ehrenamt Synagoge

In der Dresdner Neustadt wird am 03.09.2023 eine neue Synagoge eingeweiht. Gemeinderabbiner Akiva Weingarten (re.) beim Freitagsgottesdienst. | Foto: epd-bild/Matthias Rietschel
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  • In der Dresdner Neustadt wird am 03.09.2023 eine neue Synagoge eingeweiht. Gemeinderabbiner Akiva Weingarten (re.) beim Freitagsgottesdienst.
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Eine junge jüdische Gemeinde in Dresden hat sich ihre Synagoge quasi in Eigenleistung gebaut. Zahlreiche Freiwillige halfen ihr dabei. Nun wurde das neue Domizil eingeweiht.

Von Katharina Rögner (epd)

Sie haben Grund zum Feiern: Die junge Jüdische Kultusgemeinde Dresden hat seit Sonntag eine eigene Synagoge. Sie steht auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofes in Dresden-Neustadt, ganz in der Nähe des Ortes, wo in der NS-Zeit Jüdinnen und Juden in Vernichtungslager deportiert wurden.

An der Eröffnung der Synagoge am Sonntag nahmen mehr als 300 Menschen teil, unter ihnen Mitglieder des Bundestages und des sächsischen Landtages sowie Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Dresden. Gäste kamen auch aus den USA, aus Israel und der Schweiz.

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) betonte, «das jüdische Leben ist eine Bereicherung für uns alle.» Es müsse als ein selbstverständlicher Teil des Stadtlebens sichtbar werden. Das neue Domizil in der Nähe des Ortes aufzuschlagen, wo Hunderte Menschen von den Nationalsozialisten deportiert wurden, sei sehr mutig.

Nahezu in Eigenleistung - mit zahlreichen Ehrenamtlichen und der Unterstützung von Spenderinnen und Spendern - hat die Kultusgemeinde in den vergangenen Monaten ihren Gebetsort gebaut. Dass die neue Synagoge ausgerechnet nur wenige hundert Meter entfernt von dem Ort der NS-Deportationen entstand, ist für die Gemeinde nach eigenen Angaben «nicht immer ganz leicht». Doch es sei auch ein Zeichen dafür, dass «wir hier sind, um zu bleiben».

Im Januar 1942 fanden in Sachsen die ersten Deportationen statt. Sonderzüge der Deutschen Reichsbahn transportieren fast 800 Menschen vom Alten Leipziger Bahnhof Dresden-Neustadt ins Ghetto Riga. Weitere Deportationen in Ghettos sowie Konzentrations- und Vernichtungslager folgten.

Seit Jahren will die Stadt Dresden dort einen Gedenkort einrichten. Derzeit ist der Bahnhof aber noch eine Ruine. Auf dem weiträumigen Gelände haben etliche Künstler ihr Domizil. Laut Stadtratsbeschluss soll das gesamte Areal des Alten Leipziger Bahnhofs neu bebaut und gestaltet werden.

Die liberal-chassidische Kultusgemeinde wurde im September 2021 in Dresden von Studierenden der Tora-Schule Besht Yeshiva, einer jüdischen Ausbildungsstätte, gegründet. Sie musste ihren Standort mehrmals wechseln. Inzwischen zählt sie rund 250 Mitglieder, ist aber nicht vom jüdischen Landesverband Sachsen anerkannt. Daher bekommt sie keine öffentlichen Gelder.

Ideengeber und Motor der Kultusgemeinde ist Rabbiner Akiva Weingarten. Er hatte 2020 die Besht Yeshiva gegründet, um jüdischen Aussteigern aus ultraorthodoxen Gemeinschaften zu ermöglichen, ihren Glauben auf eine liberale Weise zu leben. Zuvor war er knapp zwei Jahre Rabbiner in der Neuen Synagoge der alteingesessenen Jüdischen Gemeinde zu Dresden. Doch dorthin gibt es derzeit offenbar keinen Draht. Die 2001 eröffnete Synagoge war damals der erste Synagogen-Neubau in Ostdeutschland.

Der 38-jährige Weingarten, der in den USA geboren wurde und als junger Mann in Israel in einer ultraorthodoxen Gemeinschaft lebte, hat für sein neues Projekt etliche Unterstützerinnen und Unterstützer gewonnen. «Selbst wenn wir auf dem Weg einige Fehler machen, sind es die Entschlossenheit und das Nicht-Aufgeben, die uns hierher gebracht haben», sagt der umtriebige Rabbiner.

Autor:

Katja Schmidtke

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