Kunst
«Es ist schwer, ein nicht kitschiges Herz zu malen»
Ihre Karten und Poster zum «Bibelvers des Jahres» erreichen Tausende: Seit knapp 20 Jahren gestaltet die Künstlerin Stefanie Bahlinger Jahreslosungen - und entwirft auch mal eine Vorlage für die Glasfenster einer Kapelle.
Von Judith Kubitscheck (epd)
Stefanie Bahlinger sitzt an ihrem Schreibtisch im lichtdurchfluteten Wohnzimmer in Mössingen im Landkreis Tübingen, umgeben von Pinsel und Farben aller Art. Hier entstehen ihre Kunstwerke zur «Jahreslosung». Das ist ein kurzer Bibelvers, der Christen im deutschsprachigen Raum durch das Jahr begleitet und von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt wird.
Für das Jahr 2024 lautet er: «Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe» (1. Korinther 16,14). Ein für sie nicht einfacher Vers. «Man denkt sofort an ein Herz, aber wie soll ein solches gemalt sein, ohne kitschig zu wirken?»
Sie las den Vers im Kontext, hörte Predigten und machte sich bei ihrem morgendlichen Spaziergang über die Felder Gedanken. Bis das endgültige Motiv zur Jahreslosung entstanden war, brauchte sie über
20 Entwürfe.
Zu sehen sind nun zwei rote Kreise, die sich leicht überlappen. An ihrer Schnittstelle ist ein stilisiertes Kreuz zu sehen. Rechts von den Schnittstellen sind je zwei Herzhälften erkennbar. Aus der Schnittstelle strahlt farbiges Licht, das auch an Edelsteine erinnert. Für Bahlinger stehen die beiden Kreise für Gott, den himmlischen Bereich und den Bereich der Menschen. «Da, wo diese beiden Sphären in Kontakt kommen, da passiert etwas: Wenn wir mit Gott in Verbindung kommen, dann erhalten wir seine Kraft und eine Liebe, die nicht aus uns selbst kommt.»
Stefanie Bahlinger ist gelernte Textilmustergestalterin und malt, seit sie denken kann. Ob Acrylfarbe, Pastellkreide, Collagen oder Aquarell - ihre Kunst ist vielseitig. Die 60-Jährige wuchs traditionell kirchlich auf, aber trotzdem sei ihr «alles Christliche und Fromme suspekt» gewesen - bis sie bei einer Freizeit und beim Sport mit überzeugten Christen Kontakt hatte, dort sehr herzlich aufgenommen wurde und merkte «dass die etwas ausstrahlen, was ich auch will». Daraufhin beschäftigte sie sich mehr mit dem christlichen Glauben. «Der nahbare Gott wurde plötzlich persönlich». Und so kam sie darauf, auch in ihrer Kunst ihren Glauben einfließen zu lassen. «Ich könnte ja darstellen, wie ich Gott erlebe, nämlich großzügig, weit, einladend und farbenfroh!»
Vor 20 Jahren fing sie mit dem Gestalten der Jahreslosung an. Sie wurde von dem Pfarrer in ihrer Kirchengemeinde gebeten, ein Motiv zur Jahreslosung zu entwerfen. Das kam so gut an, dass von Jahr zu Jahr mehr Karten mit dem jeweiligen Motiv gedruckt wurden - bis sie 2009 vom Verlag am Birnbach (Landkreis Altenkirchen) in das Programm aufgenommen wurden.
Ihr bisher größter Auftrag war der Entwurf für 26 Buntglasfenster für die Autobahnkapelle «Christophorus» am Parkplatz «Kochertalbrücke» der A6 Heilbronn - Nürnberg. «Das ist so schön, wenn die Sonne reinscheint und es farbige Projektionen gibt.» Auch für eine Parament-Werkstatt in Backnang entwirft sie Motive, die dann zu Altarteppichen und Teppichen für die Kanzel werden.
Auch wenn das Jahr 2024 gerade erst beginnt: Ihr Kunstwerk zur Jahreslosung 2025 zum Vers «Prüfet alles, das Gute behaltet.» (1.Thessalonicher 5, 21) ist bereits fertig und wird bald veröffentlicht. Nein, sie hat keine Lupe gezeichnet, verrät sie bereits. Aber mehr möchte sie noch nicht preisgeben.
Autor:Online-Redaktion |
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