Heimat
Festakt für neue Beiträge zum immateriellen Unesco-Kulturerbe
Spreewaldkahn, Steigerlied, Fröbel-Kindergarten, Hip-Hop aus Heidelberg: Die Erweiterung des bundesweiten Verzeichnisses des immateriellen Unesco-Kulturerbes ist mit einem Festakt in Potsdam gewürdigt worden.
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) betonte, mit der Pflege dieses Erbes werde auch der gegenseitige Respekt der Menschen vor ihren Kulturen gefördert. In Deutschland gehören inzwischen 144 Traditionen, Bräuche und Fertigkeiten zum immateriellen Unesco-Kulturerbe.
Die deutsche Unesco-Kommission hatte Mitte März 13 Einträge aus verschiedenen Bundesländern neu in das immaterielle Kulturerbe aufgenommen. Dazu gehören unter anderem der Bau von Spreewaldkähnen und der Kachelofenbau in Brandenburg, das Singen der Bergbau-Hymne Steigerlied, der Zirkus als Form der darstellenden Kunst und die Fertigung vorpommerscher Fischerteppiche. Auch die Heidelberger Hip-Hop-Tradition, die Handweberei, die Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel (1782-1852) und das Englmarisuchen-Schauspiel aus Bayern wurden neu aufgenommen.
Schüle sagte, die Initiative zur Aufnahme von Traditionen in das Kulturerbe gehe stets von Menschen in den Regionen aus und stärke so auch das „Gefühl von Zugehörigkeit und Stabilität“. Die Anerkennung durch die Unesco-Kommission bringe den Regionen und ihren Traditionen zugleich Aufmerksamkeit. Dies sei „eine der wichtigsten Ressourcen“, die in der Regel auch Selbstbewusstsein, Lebensqualität, Tourismus und Arbeitsplätze stärke.
Der Vizepräsident der deutschen Unesco-Kommission, Christoph Wulf, sagte, das immaterielle Kulturerbe stehe für eine „lebendige Kultur“, die vor Ort gelebt und von Generation zu Generation weitergegeben und auch verändert werde. Dabei gehe es auch um die Bildung von Gemeinschaft und Identität. Wichtig sei, dass die Praktiken in den Regionen auch eine Bedeutung haben.
Wulf betonte, das Übereinkommen gehe auf eine Anregung aus Ländern Afrikas und Asiens an die Unesco zurück. Ziel sei gewesen, neben bedeutenden Bauwerken des Weltkulturerbes auch Kulturformen, besondere Kenntnisse und Bräuche zu würdigen.
Zum immateriellen Kulturerbe zählt nach Angaben der Kommission unter anderem Wissen und Können aus den Bereichen Tanz, Theater und Musik. Auch mündliche Überlieferungen, Naturwissen, Handwerkstechniken und Feste gehören dazu. Am Auswahlverfahren sind auch die Bundesländer, die Kulturministerkonferenz und die Kulturstaatsministerin beteiligt. Das nächste Mal soll im Frühjahr 2025 über Neuaufnahmen entschieden werden. Bewerbungen dafür können noch bis Ende Oktober eingereicht werden.
Die Unesco fördert nach Kommissionsangaben seit 2003 den Erhalt von Traditionen und Alltagskulturen. Weltweit sind demnach bis heute rund 180 Staaten dem Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland gehört seit 2013 dazu. Zu den deutschen Beiträgen zum immateriellen Kulturerbe gehören bereits unter anderem das Kaspertheater, die Bräuche und Feste der Lausitzer Sorben, das Buchbinderhandwerk, die deutsche Brotkultur und der Lauschaer Christbaumschmuck. (epd)
Autor:Katja Schmidtke |
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