Erst Raffael, dann Cranach
Kleben fürs Klima
Der Protest von Klimaaktivisten hat inzwischen die Hochkultur erreicht. Zum wiederholten Mal haben sie sich bedeutende Kunstwerke in Museen dafür ausgesucht: Ein Cranach-Gemälde in der Berliner Gemäldegalerie.
Berlin (epd) - Erneut haben sich Aktivistinnen aus Protest gegen die deutsche Klimapolitik an ein mehr als 500 Jahre altes Kunstwerk in einem Museum geklebt. Wie die Polizei am Donnerstag in Berlin bestätigte, fixierten sich am frühen Nachmittag zeitweilig zwei junge Frauen in der Berliner Gemäldegalerie an den Bilderrahmen des Bildes «Ruhe auf der Flucht nach Ägypten» von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553). Weitere Angaben, etwa über mögliche Beschädigungen am Gemälde bei der Loslösung der Aktivistinnen vom Bilderrahmen, gab es zunächst nicht.
Auf Twitter verbreitete die Initiative «Aufstand der letzten Generation» ein Foto von der Aktion mit einem Satz, der sich auf das Gemäldemotiv von Cranach bezieht: «Maria, Josef und Jesus waren auf dem Weg zur sicheren Zuflucht. Die Menschheit befindet sich aber auf der Überholspur in die tödliche Klimakatastrophe.»
Bereits am Dienstag hatten sich zwei Aktivisten in der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister mit Sekundenkleber an die weltberühmte «Sixtinische Madonna» von Raffael aus dem Jahr 1512/1513 geklebt. Die beiden Demonstrierenden, ein 28-jähriger Mann und eine 21-jährige Frau, gehörten ebenfalls zur Initiative «Letzte Generation». Die «Sixtinische Madonna» ist eines der berühmtesten Gemälde der Dresdner Galerie Alte Meister im Zwinger.
Der Deutsche Kulturrat kritisierte die Protestaktionen von Klimaaktivisten in Museen . Sich an Rahmen berühmter Kunstwerke zu kleben, sei «eindeutig der falsche Weg», sagte der Geschäftsführer des Spitzenverbands der Bundeskulturverbände, Olaf Zimmermann, am Donnerstag in Berlin. Gleichzeitig äußerte er Verständnis für die Verzweiflung der Klimaaktivisten.
Die Kunstwerke drohten bei den Aktionen beschädigt zu werden, warnte der Geschäftsführer des Kulturrats. Einige der bislang betroffenen Objekte seien Teil des Weltkulturerbes und gehörten daher «ebenso geschützt wie unser Klima».
Auch im Frankfurter Städel-Museum hatten sich zwei Umweltschützer am Mittwoch an den Rahmen des Gemäldes «Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe» von Nicolas Poussin (1594-1665) geklebt. Zuvor hatte es ähnliche Protestaktionen bereits in Florenz, Mailand und Padua gegeben.
Autor:Online-Redaktion |
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