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Landwirtschaft
Mini-Urwald unter Kunstlicht

Wenn das Labor zum Acker wird: Sebastian Deck von der Hochschule Osnabrück forscht zum Gemüseanbau in geschlossenen Räumen. | Foto: epd-bild/Detlef Heese
  • Wenn das Labor zum Acker wird: Sebastian Deck von der Hochschule Osnabrück forscht zum Gemüseanbau in geschlossenen Räumen.
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Saftige grün-rote Stängel und Blätter winden sich umeinander, wachsen über die Ränder der Pflanzcontainer hinaus.

Von Martina Schwager

Andere strecken sich den LED-Leuchten entgegen. Wie ein Mini-Urwald wuchert das Laub der Süßkartoffel in dem fensterlosen Raum: In der Indoor-Farm der Hochschule Osnabrück forschen Wissenschaftler zu Agrarsystemen der Zukunft.

Andreas Ulbrich, Chef des Forschungsprojekts, schiebt mit der Hand vorsichtig die Blätter auseinander. Die Wurzeln, die sich zu Knollen verdicken, mäandern durch einen Haufen weißer Kügelchen, alle getränkt mit einer Nährlösung. Das überschüssige Wasser wird in einen Kreislauf zurückgeführt. Keine Spur von feucht-brauner Erde.

Der Agrarwissenschaftler freut sich über das üppige Wachstum. Die Süßkartoffel liefere wie die normale Kartoffel viele Kohlenhydrate, erläutert Ulbrich. Darüber hinaus enthalte sie deutlich mehr Inhaltsstoffe wie Proteine, Vitamine und Carotinoide. Und auch die Blätter seien essbar. Darum sei die Süßkartoffel prädestiniert für den hochtechnisierten Indoor-Anbau. Sie könnte einen wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherung leisten – vor allem in Städten, sagt Ulbrich.

In Indoor-Farmen lassen sich die Pflanzen platzsparend in mehreren Etagen übereinander anbauen. Sämtliche Wachstumsfaktoren wie Licht, Temperatur, Luftzusammensetzung, Wasser- und Nährstoffzufuhr werden gesteuert und sind unabhängig vom äußeren Klima.

Die Forschung in Deutschland beschäftige sich intensiv seit etwa 2019 mit dem Thema Indoor- oder Vertical-Farming, sagt Claudia Luksch von der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA). Weitere Projekte fänden sich etwa in München, Aachen oder Berlin. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen experimentierten mit Pflanzen auf Förderbändern oder versuchten, Pflanzenzucht mit Aquakultur und Pilzzucht zu kombinieren.

Auch in der Industrie boome das Thema, sagt die Biologin, die zugleich Geschäftsführerin des «World Agricultural Systems Center» an der Technischen Universität München ist. Start-up-Unternehmen und Res-taurants setzten auf den Anbau von Salaten, Kräutern oder Sprossen in geschlossenen Räumen. «Das macht die Bevölkerung aber nicht satt», sagt Ulbrich. Der Professor für Gemüseproduktion setze deshalb auf hochwertige Lebensmittel wie Süßkartoffel, Wasserlinse oder den Moringabaum. Damit gebe es bislang kaum Erfahrung in Forschung und Praxis.

Bei all dem Hype hat diese Produktionsweise einen großen Nachteil: Indoor-Farmen verbrauchen Unmengen an Strom, und die LEDs für die Beleuchtung produzieren Abwärme. Deshalb forscht sein Team auch an der Verbesserung der Energieeffizienz.

In München experimentierten Claudia Luksch und ihre Kollegen mit Weizen, der bis zu viermal im Jahr geerntet werde. Die Halme seien kurz, damit er in Etagen übereinander wachsen könne. «Wir werden langfristig durch den Klimawandel immer weniger große Flächen, gute Böden und geeignetes Klima haben. Mit Indoor-Farmen sind wir dagegen standort- und klimaunabhängig. Und im Prinzip können wir dort alles anbauen.»

(epd)

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